Außenfensterbänke einbauen wird immer komplizierter
Außenfensterbänke einbauen wird immer komplizierter
Früher war vieles einfacher. Fensterbänke wurden auf Beton- oder Ziegeluntergründen mit Traßmörtel 1:4 verlegt. Dazu kamen Wandsockel als Schutz vom Putz vor dem Putzlappen und Regen. Ringsum Silikon und fertig. Diese Zeiten sind lange vorbei. Das BIV Merkblatt 6.04 „Außenfensterbänke aus Naturwerkstein“ wurde 2021 aktualisiert und dient als Grundlage für diesen Newsletter. Wir haben uns auch professionelle Hilfe bei dem ÖbSv für Fenster Jürgen Sieber (Kontaktdaten am Ende des Newletters) geholt und ihn interviewt um die Ansicht der Fachleute aus dem Bereich Fensterbau zu berücksichtigen. Was nicht betrachtet wird, sind Arbeiten an denkmalgeschützen Bauten oder massiven Fensterbänken, wie man sie heute allerdings nur noch selten findet. Hier ist eine besondere Planung und ggf. Abstimmung mit der Denkmalbehörde notwendig.
Was ist bei der Materialauswahl zu beachten?
Das Material muss wasser- und frostfest sein. Auch eine Witterungsbeständigkeit sollte vorhanden sein. Muschelkalk beispielsweise sollte dann auch noch ausreichend dick sein. Kalksteine mit Lehmadern, Agglomerate (Marmor- oder Quarzagglo) sind nicht geeignet.
Was sagt die Landesbauordnung (LBO)?
Wie der Name schon vermuten läßt, ist es Ländersache. Die Inhalte sind großteils identisch, nicht aber die Nummerierung. Hier ein Auszug aus NRW:
„§ 13 BauO NRW 2018 – Schutz gegen schädliche Einflüsse
Bauliche Anlagen müssen so angeordnet, beschaffen und gebrauchstauglich sein, dass durch Wasser, Feuchtigkeit, pflanzliche und tierische Schädlinge sowie andere chemische, physikalische oder biologische Einflüsse Gefahren oder unzumutbare Belästigungen nicht entstehen....“
Was bedeutet das für Fensterbänke?
Ausreichende Wasserableitung (Wassernase, Gefälle usw.) wird schon immer gemacht. Durch die Abdichtungsnorm DIN 18531-5 fordert das Bauteile, die nicht wasserdicht sind, zusätzlich abzudichten.
Zitat aus dem BIV Merkblatt dazu: „Die Normungsvorgaben bedeuten, dass die Gebäudekonstruktion entweder durch ein wasserdichtes bzw. schlagregendichtes Bauteil oder durch eine unter dem obersten Bauteil liegende Abdichtung geschützt wird. Zudem muss eine Fensterbank unabhängig vom Material dann noch schlagregensicher an den Fensterrahmen und die Fensterleibung angeschlossen werden......Bei der Planung von Außenfensterbänken aus Naturwerkstein müssen die Arbeiten verschiedener Gewerke, wie z. B. Steinmetze, Maler, Stuckateure, Fenster- und Rollladenbauer, koordiniert und aufeinander abgestimmt werden. Die Ausbildung und der Einbau von Fensterbänken sind vom Planer vorzugeben. …. "
Die Abdichtung unter der Fensterbank ist nach der DIN 18332 eine besondere Leistung und somit zu bezahlen. Damit ist nicht unbedingt die direkte Abdichtung auf dem Untergrund gemeint.
Warum muß ich den Naturstein abdichten?
Naturstein ist nicht 100% wasserdicht, so zumindest die Meinung der Experten. Bei ungespachteltem Travertin ist das für jeden ersichtlich. Ob Regenwasser von oben durch einen Nero Assoluto nach unten dringen kann, ist allerdings etwas unwahrscheinlich. Die Vorgabe lautet, dass der Naturstein auf der Rückseite und den Fugenflanken abgedichtet werden muß. Dazu kann eine Verbundabdichtung oder ein Anstrich mit einem Reaktionsharz genutzt werden.
Wenn man Fensterbänke aus Neolith einbaut, gilt das auch?
Das ist nicht erfasst im Merkblatt. Feinsteinzeug ist wasserdicht, so zumindest unsere Erfahrung. Eine kapillare Wasserleitung ist uns nicht bekannt.
Wann sollten die Fensterbänke eingebaut werden?
„Dazu das Merkblatt:
Fensterbänke sind vor der Montage des WDVS einzubauen. Die Anschlüsse zwischen WDVS und Fensterbank sind durch den Fassadenbauer herzustellen.“
Kommentar eines Steinmetzen: "Ja, das kommt ab und zu mal vor, ist aber selten.“
Das WDVS war schon „fertig“, was muss man dann beachten vor dem Einbau?
Bei einem WDVS muss das System bereits „dicht“ sein, vom Ersteller (Maler, Putzer...). Ist es das nicht, sollte man nicht selber Folien oder andere Maßnahmen ergreifen, da dann Gewährleistungs- und Abnahmeprobleme die Folge sind. Eher sind Bedenken und Bauverzögerung anzumelden.
Wer plant und baut die Konsolen ein?
Die Planung und der Einbau der Auflagekonsolen hat bauseits zu erfolgen, da diese vor der Anbringung der Wärmedämmung montiert werden müssen. Auch hier sollte der Steinmetz nicht selber tätig werden.
Wie groß müssen die Auflager sein?
Die gesamte Auflagerbreite sollte 2/3 der Breite nicht unterschreiten. Bei Konsolen hat der AG dafür zu sorgen, dass die Konstruktion geeignet ist. Materialien, die z. B. auf Mörtelwasser reagieren und dann rosten sind nicht geeignet. Auch die Tragfähigkeit muß gewährleistet sein. Im Zweifelsfall sind Bedenken anzumelden.
Welchen Kleber verwendet man auf Metall?
Sicher keinen zementären Kleber, sondern Montagekleber, die für diesen Zweck zugelassen sind.
Muß ich bei einem Untergrund aus einer Faserzementplatte eine Wasserableitung einplanen?
Jein, die Planung obliegt dem Fachplaner. Bei Verwendung eines wasserdichten Mörtels sehen wir das Problem nicht. Abgesehen davon ist eine normgerechte Ausführung unserer Meinung nach nicht möglich.
Welches Gefälle ist notwendig?
Allgemein geht man davon aus, dass ein Gefälle von mehr als 4 % ausreichend ist. Dann ist auch keine Wassernase notwendig bei ausreichendem Überstand.
Herr Sieber, wie sehen Sie die hauptsächlichen Schadensursachen bei WDVS?
„Nach den allgemeinen Richtlinien für die Fenstermontage muss der Fensterrahmen (inklusive Baukörperanschlussfuge) mindesten 30 mm überdämmt werden. Die Fensterrichtlinien fordern (pauschal) bei wasserdurchlässigen Fensterbänken eine zweite Wanne unterhalb dieser Fensterbänke. Diese Wanne kann durch geeignete Spachtelmasse, Flüssigabdichtung, etc. erfolgen, wobei im Bereich der Steinfensterbänke wohl eher die Spachtelmasse zur Anwendung kommt.“
Wie groß muß der Überstand sein?
Der Überstand zwischen Wand und der hinteren Kante der Wassernase sollte größer als 40 mm betragen, wobei das natürlich kein Garant für „fleckenfreie“ Fassaden sein kann. Schmutzmengen, Luftzug oder andere Rahmenbedingungen können immer auftreten.
Herr Sieber merkte an: "Der Überstand der Fensterbänke soll laut RAL-Montageleitfaden bei ≥ 3 – 5 cm liegen, wenn es sich um Fassaden handelt, bei Putzmauerwerk hingegen wird ein Überstand von ≥ 4 cm gefordert."
Früher hat man auch auf der Oberseite Wassernasen eingearbeitet, warum?
Ehrlich gesagt, haben wir uns das immer gefragt. Wenn die Fensterbank nicht in Waage (links-rechts) reingelegt wurde, konnte Wasser darüber abfließen. Ab einer gewissen Menge nutzt das allerdings auch nichts. Man wollte sich vielleicht auch die Wandsockel sparen, die früher fast immer vorhanden waren und den anschließenden Putz und die Wandfarbe vor Wasser und vor allen Dingen dem schmutzigen Putzlappen schützen.
Herr Sieber, wie hat der Anschluß ans Fenster auszusehen?
(Unten drunter oder bei fehlendem Platz / Falz davor), Kompriband (jedes oder gibt es Zulassungen ?)
"Der Anschluss gegen das Fenster soll - sowohl bei Stein- als auch bei Aluminiumfensterbänken - mit einem Kompriband oder einem sonstigen geeigneten Dichtstoff erfolgen. Bei wasserdurchlässigen Steinfensterbänken ist grundsätzlich eine zweite Dichtebene unter der Fensterbank gefordert." (siehe Beschreibung oben).
Gibt es Besonderheiten bei der Silikonfuge?
Ja, Silikon ist ein Dichtstoff, aber keine Abdichtung. Sie altern auch und müssen dann erneuert werden. Sie sind ein zusätzlicher Schutz gegen eindringendes Wasser.
Herr Sieber, was sagt der Gutachter dazu?
"Im RAL-Montageleitfaden Stand 2020 wird endlich mit der Mär aufgeräumt, dass Silikonfugen „Wartungsfugen“ wären. Diese Aussage hat die Fensterbauer schon seit Jahren erstaunt, da die Fugen zwischen Glas und Flügelholz nie gewartet werden müssen. Das Geheimnis liegt im richtigen Querschnitt und dem korrekten Dichtstoff.
Wörtlich heißt es in der Richtlinie (Quelle: RAL-Montageleitfaden Stand 2020, Kapitel 6.4 Dichtsysteme):
„Bei einer korrekten Abstimmung von Dichtsystem und Belastungssituation, ausreichender Dichtstoffdimensionierung der Fugen und fachgerechter Ausführung sind die hier beschriebenen Fugenabdichtungen keine „Wartungsfugen“.
„Der Begriff Wartungsfuge wird in DIN 52460:2015-12 wie folgt definiert:
…..starken Einflüssen (chemischen, biologischen, physikalischen, mechanischen) ausgesetzte Fuge, deren Dichtstoff in regelmäßigen Zeitabständen überprüft und gegebenenfalls erneuert werden muss, um Folgeschäden zu vermeiden.“
Wie kann man Sie erreichen, Herr Sieber für Rückfragen?
Meine Kontaktdaten:
Gutachterbüro
Jürgen Sieber
Ortsstrasse 4
72510 Stetten am kalten Markt
• Glasermeister
• ö.b.u.v. Sachverständigen für Glas und Fenster
• Landesinnungsmeister für den Fachverband Glas, Fenster, Fassade Baden-Württemberg
Tel.: 07573-2107, Mail: sieber-stetten@magenta.de