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Naturstein ist keine gestrichene Raufaser

Einige Endkunden sind der Meinung, Naturstein ist immer 100 % einheitlich, wie eine gestrichene Raufaser. Sie „vergessen“ dabei, dass es sich um ein Naturprodukt handelt. Die auftretenden "Unregelmäßigkeiten" sind auch ein Zeichen von Echtheit. Viele Keramikproduzenten scheuen sich nicht ihre einheitlich gemusterten Feinsteinzeuge auf Naturstein zu trimmen und mit Natursteinnamen zu versehen.

Aber was sind eigentlich Grenzmuster?
Eine rechtliche Vorschrift, oder direkte Norm gibt es nicht. Lediglich in der VOB DIN 18332 unter Pkt. 2.1.4 steht, dass Abweichungen in Farbe und Struktur innerhalb eines Vorkommens gemäß Bandbreite der Bemusterung zulässig sind. Sogenannte Grenzmuster sollen als Beweis dafür dienen, dass das bestellte Material dem geliefertem entspricht. Die durchschnittliche Farb- oder Strukturabweichung soll beiden Parteien bekannt werden.

Granite sind doch 100 %ig regelmäßig, oder?
Diese Frage ist eindeutig mit "NEIN" zu beantworten. Auch Granite können in Korngröße, Verteilung und Farbe variieren. Sogenannte "Feldspatanhäufungen" treten häufig auf. Einsprenglinge aus schwarzen Biotiten oder größeren Feldspäten werden dann als Meckergrundlage benutzt. Aber auch Anhäufungen von Mineralien (Quarz-, Feldspatnester) sind möglich. Natürlich wird kein vernünftiger Steinmetz bei einem Boden aus Bianco Sardo einen tellergroßen dunklen Bereich mitten auf der Treppenstufe einbauen lassen, sondern "drum herum" schneiden.

Bei Labrador unterstellt man mir oft, dass ich verschiedene Lieferungen gemischt habe
Die bläuliche "Farbe" von Labrador ist eigentlich keine Farbe, sondern ist die Reflexion an den Glanzflächen der polierten Kristalle. Je nach Lichteinfall kann es von "blau" bis "grau" gehen. Geschickt sollte man dem Kunden erklären, wenn z. B. die Küche "um die Ecke" geht, dass dieses besonders extravagante Gestein exklusive Eigenschaften hat. Ein Diamant funkelt je nach Lichteinfall auch immer anders.

Katzenpfoten bei Assoluto und Impala, kann man die vermeiden?
Selbst wir als Blockverarbeiter können nicht vorher abschätzen, ob und wie viele Katzenpfoten in einem Block sind. Hier sind es Anhäufungen von dunklen Mineralien, die von der Natur vorgegeben sind. Sogenannte "Katzenpfotenentferner" sind oft schnöde Säuren, die den dunklen Bereich anätzen und somit aufhellen. Hier wäre es wichtig, dem Kunden die Einzigartigkeit dieses Materials vorher zu erklären: "Die Schönheit des Gesteins ist die Abweichung", denn das unterscheidet Impala von einer gestrichenen Betonplatte.

Wie ist das bei offenen Poren bei Hartgesteinen?
Auch das ist naturgegeben. Auch bei den dichtesten Sorten (Nero Assoluto) sind allerfeinste Porenräume, bzw. deren „Halsöffnungen“ sichtbar. Sie sind ein Zeichen für Echtheit und kein Mangel. Lediglich Travertin wird gespachtelt, allerdings kann man bei diesem Weichgestein nicht von Poren, sondern eher von Löchern reden. Eine Verharzung würde diesen Umstand zwar vertuschen, aber gleichzeitig die Eignung als Küchenarbeitsplatte durch die mangelnde Temperaturfestigkeit des „Lacks“ zunichte machen.

Der Boden aus "Kashmir White" paßt nicht zu den Zuschnitten aus Rohtafeln, warum?
Das ist nicht nur auf "Kashmir White" beschränkt, alle bunten Sorten, auch Marmor und Kalksteine weisen diese Eigenschaft auf. Dem kann man nur mit Grenzmustern entgegentreten. Die einfachste Lösung wäre es, mit seinem Kunden beim Großhändler die Partien auszusuchen. Wenn man die Bodenplatten und die Rohtafeln aus einem Block haben möchte, dann bedeutet das gleichzeitig höhere Produktionskosten beim Lieferanten. Die Rohtafelblöcke kosten je nach Material bis zu 70 % mehr als die kleineren Blöcke für Bodenplatten.

Gibt es denn überhaupt "makelose" Naturwerksteine?
Nein, Naturstein ist kein bedrucktes Plastik und es sind immer Variationsmöglichkeiten vorhanden. Es gibt ja auch keine makellosen Kunden. Im Beratungsgespräch kann man immer positiv auf die gesteinstypischen Eigenschaften eingehen. Bei besonders pingeligen Kunden sollte man dementsprechend auch den Mut haben, einen Auftrag nicht anzunehmen.