Patina im Außenbereich
Die Natur läßt nichts unverändert
Der Begriff „Patina“ kommt aus der italienischen Sprache und bedeutet „dünne Schicht“. Meistens wird mit Patina eine Veränderung der Oberfläche und der Optik durch natürliche oder auch künstliche Alterung gemeint. In der Restaurierung zählen diese Alterungserscheinungen zur „Originalsubstanz“, da sie zur Objektgeschichte gehören. Viele Materialien, wie Marmor, Kalkstein, Granit und Holz bekommen ihre Schönheit erst durch die Patina der Zeit.
Im Aachener Dom wurde der Marmor und Kalkstein zwar gereinigt, aber nur sehr vorsichtig. Mit den Denkmalpflegern und Spezialisten aus der Geologie und Reinigung wurden nur die obersten Patinaschichten entfernt. Eine Sanierung bis auf den Einbauzustand ist heute in der Denkmalpflege i. d. R. unerwünscht.
Wie patiniert Naturstein?
Naturstein liefern wir im Anfangszustand. Der Endzustand wird erst durch den Nutzer erreicht. Pflegende Produkte, wie klassische Steinseife, früher auch Wachsemulsionen oder Reste von Reinigungsmitteln und Staub füllen mit der Zeit die Poren im Naturstein. Dadurch wird oft die Farbe mit der Zeit intensiver und der Belag etwas dunkler. Auch Gebrauchsspuren werden teilweise überdeckt.
Kann man eine Patinierung verhindern?
Aufhalten kann man den Vorgang bei Bodenbelägen eigentlich nicht. Bei Waschtischen, Küchen und Duschwänden werden die polierten Oberflächen von Hartgesteinen mit einer werksseitigen Resinierung versehen. Dies hemmt fast zu 95% eine Patinierung.
Wie kann man den Prozess im Innenbereich beschleunigen?
Pflege ist das bewusste Hinterlassen von Rückständen. Die Pflegekomponenten haben je nach Zusammensetzung auch verschiedene Aufgaben. Einerseits sollen sie die Abriebfestigkeit etwas erhöhen, z. B. durch Zugaben von wasserlöslichen mineralischen Komponenten, andererseits sollen sie die Gebrauchsspuren überdecken, wie z. B. bei klassischem Seifenreiniger, bei dem sich die ausgefällte Kalkseife ablagert. Marmor und Kalkstein wurden seit Alters her mit einem Marmorwachs aus echtem Terpentin und Bienenwachs eingepflegt. Auch Wachsemulsionen gehören zu
dieser Produktgruppe. Weitere interessante Mischungen sind aus der Antike bekannt. Oft wurde Marmor, der nicht hell genug war, mit einem Anstrich aus einer Mischung von Ziegen- und Kalkmilch überzogen. Das feinstverteilte Fett und der Kalk als Puffer gegen die Milchsäure sorgten für eine gewollte Schutzschicht.
Grafittis sind kein modernes Problem. Im Bodenbereich mit wechselnden Feuchten und Temperaturen (Fußbodenheizung) können diese Systeme nur bedingt verwendet werden. Leider lagern sich nicht nur gewollte Substanzen ab. Schmutz und Staub werden mechanisch oder chemisch eingebettet und für die Nachwelt konserviert. Diese Schichten sind i. d. R. nicht abriebfest.
Wie ist das in Außenbereichen?
Patina ist eine Summe von Gebrauchs- und Nutzungsspuren in Verbindung mit der Umwelt und Reinigung. Das gilt vor allen Dingen in Außenbereichen. Der Luftstaub, der saure Regen (Regenwasser hat einen pH-Wert von 5,5) und die Nutzung bringen einen Naturstein außen erst richtig zur Geltung. Eine Pflege ist in Außenbereichen nicht durchführbar, da es die notwendige Rutschsicherheit mit der Zeit überdeckt. Die meisten Pflegekomponenten sind zudem nicht wetterfest.
Gibt es auch unerwünschte Patina?
Ja, z. B. durch Wasser, das kalkhaltige Reste aus der Verlegung von Granit mit nach oben transportiert. Selbst nach einer erfolgten Zementschleierentfernung kann es später noch auftreten, wenn der Untergrund nicht 100% trocken ist. Dabei verbindet sich der gebildete Kalk mit dem Luftschmutz. Mit einer sauren Reinigung kann es dann entfernt werden. Bei Kalksteinen tritt diese Erscheinung nur in seltenen Fällen auf. Dann sollte man auf den sauren Regen setzen.
Gibt es auch eine Patinierung bei Emperor®-Keramik?
Ja, das ist auch bei diesem Material möglich. Allerdings in einem weitaus geringerem Maß, da Emperor®-Keramik keine kapillaren Porenräume besitzt. Hier werden Mikrostrukturen an der Oberfläche mit Substanzen gefüllt. Das ist auch durch die Oberflächenrauigkeit bedingt, um die notwendige Rutschsicherheit zu erzielen.
Wie sieht es bei Betonwerkstein aus?
Bei Betonwerkstein im Innenbereich ist die regelmäßige Pflege sehr stark beeinflussend auf die gesamte Optik. In Außenbereichen ist das i. d. R. nicht möglich. Werksseitig vorbehandelte Platten werden trotzdem mit der Zeit eine optische Veränderung durchlaufen.
Welche Rolle spielt die Verlegung?
Bei zementärer Verlegung kann bei Naturstein und Betonwerkstein immer durch verschiedene Ursachen, wie z.B. dem Carport-Effekt, ein ungleichmäßiges Bild entstehen. Auch hier ist bei Emperor®-Keramik der Effekt wesentlich geringer,
Feuchtigkeit bindet Staub, weshalb bei einer Splittbettverlegung das Bettungsmaterial kapillarbrechend sein sollte. Bei den 3 cm-Maxima von Emperor® spielt das keine Rolle.