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Poliert, Politur oder Schmutzpolitur

Was ist der Unterschied zwischen „poliert“ und „Politur"?
Eine polierte Oberfläche, z. B. bei Granit ist eine „Minimierung“ der realen Oberfläche, so dass die Reflektion maximal ist. An kleinen Schleifriefen bricht sich das Licht und je rauer, desto grauer ist der optische Eindruck.
Eine Politur ist eine chemisch geänderte Schicht an der Oberfläche oder eine aufliegende Schicht.

Was ist eine chemisch geänderte Schicht?
1) Kleesalzpolitur
Das wäre dann die klassische Politur von Marmor und Kalkstein mit Kleesalz. Dieses bereits in früher Zeit als Poliermittel benutzte „Salz“ macht salopp gesagt einen Calcium-Kalium Austausch an der Oberfläche der Steine. Basis ist ein Gemisch aus Kaliummonooxalat bzw. Kaliumtetraoxalat. Es ist ein feinkristallines farbloses Pulver, das sich in Wasser auflöst. Betonwerk- oder Natursteine werden mit Kleesalz poliert, indem das Polierpulver auf den feucht gemachten Stein oder Polierfilz aufgetragen wird. Das gibt es z. B. noch mit dem Marmor Polierpulver P727 der Fa. Möller Chemie.

2) Kristallisierung
Mit Hilfe des Kristallisationsverfahrens wird bei einem vorgeschliffenem Betonwerkstein, Kalkstein- oder calcitischem Marmorbelag eine in der Regel geschlossenere, härtere und glänzendere Oberfläche durch eine chemische Reaktion zwischen dem Kristallisationsmittel und dem Gestein erzeugt. Die erzielbare Schichtdicke ist je nach Gestein und Sorgfalt stark unterschiedlich. Die Verarbeitung der Chemikalien erfolgt in Kombination mit einem maschinellen Poliervorgang mit speziellen Pads. Dabei reagieren die wasserlöslichen Fluorsilicate des Kristallisationsmittels mit den Calcium-Mineralen des Marmors. Es bilden sich wasserunlösliche Calciumfluoride und Kieselsäure nach der Reaktionsgleichung:
MgSiF6 + 2 CaCO3 => MgF2 + 2CaF2 + SiO2 + 2CO2
Die daraus entstandene Oberfläche setzt sich aus Calciumfluorid (2CaF2), Magnesiumfluorid (MgF2) und eingelagerten Quarzen (SiO2) zusammen und ist i. d. R. gering dampfdurchlässig.

Welche aufliegenden Schichten sind üblich?
1) Wachs
Der Klassiker schlechthin. Wachs füllt die kleinen Kratzer und ist neben Wasser der älteste Farbtonvertiefer.
2) Schmutz in den Poren
Liebevoll auch Patina genannt ist die Farbtonvertiefung durch in die Poren eingedrungenen Schmutz.

3) Schmutzpolitur
Viele Schmutze, wie z. B. Tensidreste, Seifenreste, Fette, Kalk aus dem Wasser usw. lassen sich wunderbar polieren. Dadurch verdunkelt sich die Oberfläche und bekommt einen speckigen Glanz. Kommt nun z. B. Wasser oder saure Flüssigkeiten darauf, entstehen meist helle Stellen. Bei einer KAP kann das ein heißer Topfdeckel, eine Teetasse oder ein Sektglas sein.

Was passiert denn da?
Bei den heißen Gegenständen ist es zweierlei. Spülmitteltenside quellen auf und ändern somit die „Politur“. Durch die Hitze entsteht zudem destiliertes Kondenswasser, das Kalk anlösen kann. Beide Effekte führen zu unschönen Rändern. Beim Sektglas oder der Salatmarinade sind es die sauren Bestandteile, die diese Politur angreifen. An den Rändern hat man dementsprechend die Originalfarben bei Hartgesteinen.

Wie entfernt man diese Schmutzpolituren?
Bei allen Hartgesteinen (außer G684) ist es die Kombination von sauren Reinigern auf Basis von Amidosulfonsäure (z. B. R 183 der Fa. Möller Chemie, Tassanit der Fa. Tana oder Into Energy der Fa. Ecolab) und einer Ceranfeldscheuermilch oder Peeling Creme, falls die saure Reinigung nicht ausreicht. Bei Marmor ist das schon wesentlich schwieriger, da saure Substanzen nicht verwendet werden dürfen. Hier reicht meistens ein Grundreiniger und erhöhte Mechanik (Mikrofasertuch, Walzenbürstautomat) aus. Im schlimmsten Fall hilft nur abschleifen.
Schmutzpolitur entsteht meistens durch falsche Reinigung (siehe auch unseren Newsletter „Kalk in der Küche“) und ist Sache des Nutzers und nicht des Steinmetzen.