Travertin - Herkunft und Verlegung
(Bilder der Fa. Caucci home)
Travertine aus der Türkei, eine Geschichte von warmen Wasser und Kalk
Travertin ist wieder modern geworden. In den 70er Jahren war er „das Modegestein“ schlechthin. Das lag damals an den günstigen Preisen, im Gegensatz zu den echten Marmoren. Die Kunden hatten sich an den heimischen Materialien aus dem Altmühltal „sattgesehen“ und verlangten nach anderer Optik als sie die Steine aus dem Jura bieten konnten. Die um Rom abgebauten Travertine eroberten den Markt. Dann ebbte es langsam aber stetig ab, bis Travertin in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts eher eine Randerscheinung wurden.
Das hat sich seit einigen Jahren geändert. Die warmtonigen Travertine sind wieder gefragt, besonders seit die attraktiven Materialien aus der Türkei mit anderen Texturen und Farben auf den Markt gekommen sind. Travertin ist ein lebendiges Material, was man auch bei der Begehung hören kann. Er klingt nicht so hart, wie eine Keramik bei der Begehung mit Stöckelschuhen. Das reduziert den Lärmpegel.
Wo werden die türkischen Travertine abgebaut?
Die meisten Abbauorte befinden sich in der Provinz Denizli. Dort ist eine Bruchzone der Erdplatte zu finden, bei der heißes Thermalwasser austritt. Das Quellwasser ist stark mit gelöstem „Kalk“ gesättigt (Calciumhydrogencarbonat). Besonders stark war dies im Pliozän, einem Erdzeitalter, was vor ca. 5,3 Mill. Jahren begann und vor ca 2,5 Mill. Jahren endete. Danach, im Pleistozän war die Wachstumsrate teilweise noch höher durch die Eiszeiten.
Welche Rolle spielt die Lage?
Das Denizlibecken ist eine Bruchzone, die von hohen Bergen umsäumt ist. Das heiße Wasser (ca. 30°c) hat gelöste Kohlensäure mitgebracht. Sprudelt es in die Atmosphäre, dann wird die Löslichkeit von „Kalk“ verkleinert und Calciumcarbonat fällt aus. Nicht nur der Druckabfall, sondern auch die Absenkung der Temperatur beim abfließenden Wasser spielt eine Rolle. Das kennt jeder von Dusche oder Wasserhahn. Je nach Außentemperatur wird mehr oder weniger Kalk ausgefällt, was auch die unterschiedlichen Schichtdicken erklärt. Beispielsweise haben die berühmten Quellen bei Pamukkale theoretisch 45 t Kalk und andere Mineralien, die für die Farbe entscheidend sind, pro Tag aus dem Erdinneren nach oben befördert.
Wie kommen die Löcher in den Travertin?
Nach der Abkühlung und dem Verdampfen des CO2 entstehen die Kalkkrusten an den Stellen, wo das Wasser z. B. über eine Kante läuft und sich ein Unterdruck aufbaut (Kavitationseffekt). Auch an Pflanzen kann dies geschehen. Die Löcher entstehen einerseits durch überkrustete Pflanzen, die hinterher verrotten und durch rein mineralisch entstandene Zonen. Die Form der Porenräume läßt Rückschlüsse über die Fließgeschwindigkeit und Wachstumsraten zu.
Gibt es Unterschiede zwischen Italienischen und türkischen Travertinen?
Ja, die türkischen Travertine sind meist wesentlich dichter und wesentlich kleinporiger als die italienischen Varianten. Das ist besonders wichtig bei Bodenbelägen, die „Im Lager“ geschnitten sind. Bei den italienischen Materialien hat man sehr oft große Hohlräume, die wie eine Linse geformt sind. Bei höherer Belastung brechen diese dann ein, weshalb man eher „gegen das Lager“ einbaut.
Welche Spachtelungen gibt es?
Es gibt zwei Möglichkeiten der Spachtelung, die beide ihre Vor- und Nachteile haben:
1) Zementspachtelung
Mit Hilfe eines eingefärbten Zements werden die Hohlräume weitgehend gefüllt. Dann wird die gesamte Oberfläche geschliffen und ggf. auch poliert. Nachteilig ist, dass die gespachtelten Stellen immer rauer und matter wirken als das umgebende Gestein. Bei
Sanierung durch Schleifen kann es vorkommen, dass Anteile aus der Spachtelung Kratzer verursachen. In Außenbereichen verwittert die Zementspachtelung schneller als der Travertin.
Da der Spachtel und der Travertin fast die gleiche Temperaturausdehnung hat, ist der Einsatz auf Fußbodenheizungen relativ unproblematisch.
2) Polyesterspachtelung
Der Vorteil der Polyesterspachtelung ist der bessere Glanz und die glatte Oberfläche. Auch bei einer Sanierung „krümelt“ sie nicht aus.
Problematisch ist der Kunststoff bei größeren Poren (Fingerbreite), denn bekanntlich schrumpft Polyester bei der Polymerisation relativ stark. Das kann dazu führen, dass die Füllung wieder herausfällt. Ist die Öffnung zu klein, kann man die Paste nicht richtig nach unten drücken. Das kennt jeder Steinmetz, der schon mal eine Kante gespachtelt hat. Polyestergespachtelte Platten sind für Außenbereiche nicht geeignet, da dieser Kunststoff nicht frostbeständig ist.
Welche ungespachtelten Oberflächen sind möglich?
Durch die Kleinporigkeit der türkischen Sorten eignet sich auch die gebürstete Oberfläche für viele Anwendungen. Die dabei entstandene Haptik erfreut sich immer größerer Beliebtheit.
Ist türkischer Travertin für Fassaden geeignet?
Fast alle Travertine sind für Fassaden geeignet. Hierbei sollte man aber auch auf die Spachtelung verzichten oder eine Variante wählen, die Frostbeständigkeit garantiert.
Kann man Mauerabdeckungen aus türkischem Travertin fertigen?
Aber sicher doch, wenn man einige kleine Details beachtet. Auch hier sollte eine ungespachtelte Variante verwendet werden. Die Unterseite der Platten haben alte Hasen früher schon mit einer Abdichtung eingestrichen, damit keine Feuchte von unten oder nach unten eindringen kann.
Terrassenplatten aus türkischem Travertin, was ist zu beachten?
Travertin war und ist ein beliebtes Material für die heimische Terrasse. Wichtig ist in unseren Breiten, dass keine Polyesterspachtelung verwendet wird. Offenporig ist Travertin i. d. R. auch ausreichend rutschsicher mit einer geschliffenen Oberfläche. Auf einem verfärbungsfreien Splitt sollte man Platten ab d = 3 cm verwenden. Eine Verlegung im Mörtelbett war früher die Standardverlegung auf einer Betonplatte. Das hat sich geändert. Die Verwendung von Drainmörteln mit Kontaktschicht ist heute Standard.
Travertin für Schwimmbäder?
Ungespachtelter Travertin ist das ideale Material für Schwimmbäder, wenn der Kunde einen Kalkstein wünscht, z. B. für einen Schwimmteich. Durch die Entstehung an fließenden Gewässern sind die für Dauernaßbereiche störenden Bestandteile, wie Fossilien, Kohle oder Lehm nicht oder kaum vorhanden. Dadurch ist auch die Frostbeständigkeit gegenüber vielen anderen Kalksteinen wesentlich höher.