Natur- und Kunststein in der Dusche
Das Badezimmer ist der Rückzugsort geworden. Nicht nur, dass viele Männer bei einer „Sitzung“ ihre Social Media Seiten oder ihre Zeitung lesen, sondern es dient auch besonders unter der Dusche um einen Tag hinter sich zu lassen. Die entspannende Wirkung von warmem Wasser in Verbindung mit Wohlgerüchen ist immer wichtiger geworden. Bei der Planung sind einige Dinge zu beachten, die wir in diesem Newsletter genauer betrachten möchten. Die Abdichtung betrachten wir in einem späteren Newsletter.
Was für Belastungen sind in der Dusche durch das Wasser zu erwarten?
Zuerst einmal warmes Wasser, es transportiert Mineralien. Kühlt Wasser sich ab, werden die gelösten Mineralien (auch aus den Leitungen) auf der Oberfläche der Rückwände abgelagert. Das ist im Normalfall „Kalk“ der sich dann schleichend ablagert und auch die Duschdüsen verstopft. Wasser schwemmt auch tonhaltige Mineralien aus. Je höher die Temperatur, desto besser. Wasserdampf kann zudem auch sehr tief in einen Stein eindringen. Bei der anschließenden Trocknung können gelöste Mineralien, bituminöse, bzw. organische Bestandteile oder Erze (Rost) nach „vorne“ bringen. Ist das Wasser durch eine Enthärtungsanlage zu „weich“ eingestellt, können aus dem zementären Fugmaterial oder der Oberfläche von kalkhaltigen Materialien Bestandteile gelöst werden.
Ebenso können durch das warme Wasser ungeeignete Farbtonvertiefer angelöst werden, wie z. B. Wachs- und Öl-enthaltende Produkte.
Was ist mit den Körperpflegeprodukten?
Körperpflegeprodukte sind i. d. R. „hautneutral“ eingestellt, was einem pH-Wert von 5,5 entspricht (pH-neutral ist 7). Das kommt daher, dass der Regen, dem wir seit Beginn der Evolution ausgesetzt sind, genau diesen Wert hat. Er entsteht durch Regenwasser und darin gelöstem Kohlendioxyd. Hinzu kommen diverse Inhaltsstoffe in Duschmitteln. Hauptbestandteil ist neben „Profitan“, also Wasser Sodium Chlorid (Kochsalz), ggf. auch Glaubersalz als Verdickungsmittel, Sodium Laureath Sulfat (eigentlich Natriumdodecylpoly(oxyethylen)sulfat) einem stark fettlösendem Tensid. Hinzu kommen Duft-Hilfsstoffe, Stabilisatoren usw.
Darüber hinaus sind Flecken von Haarfärbemitteln möglich. Diese sind meist nur schwer zu entfernen. Hier ist dann der Hersteller zu kontaktieren. Seifenreste sind weniger problematisch, sie können i. d. R. mit einem Grundreiniger entfernt werden.
Wie sieht es mit Badreinigern aus?
Badreiniger und Desinfektionsmittel sind oft alles andere als harmlos. Ameisensäure, Phosphorsäure und alles Mögliche an Chemikalien können dort enthalten sein. Chorbleichlauge gehört ebenfalls dazu. Das knackt auf Dauer jede Imprägnierung. Die Fugen sind meistens als erstes weg.
Besonders beliebt: Duschkopf ansprühen und einwirken lassen. Der Rest tropft runter, immer auf die gleiche Stelle. Ist die Fuge auf dem Boden erst einmal „weg“, dann wird die zementäre Abdichtung auch eliminiert.
Welche Materialien sind geeignet und welche nicht?
Das ist nicht so leicht zu beantworten.
Neolith ist generell geeignet, bei einem „festen“ Untergrund, sofern Holzbalkendecken oder auch sich bewegende Seitenwände (Fachwerkhaus bei Sturm, permanente Erschütterungen durch Verkehr) die Stabilität der Unterkonstruktion nicht beeinflussen. Neolith ist beständig gegen Kalkentferner auf Basis von Amidosulfonsäure, wie z. B. der gebrauchsfertige Duschkabinenreiniger R158 der Fa. Möller Chemie oder Into Energy als Konzentrat der Fa. Ecolab.
Compac Quarzagglo ist durchaus geeignet, aber eine Schimmelentfernung auf Fugen mit Bleichmittel führt zu dauerhaften Veränderungen in Farbe und Oberflächen, wenn man die Chemikalien ansprüht, statt mit einem Tuch genau auf die Fuge zu bringen.
Magna Glaskeramik ist, wie Neolith, generell geeignet.
Naturstein ist da etwas differenzierter zu betrachten:
Kalksteine, wie Giallo Atlantide, Rosso Verona, Botticino Classico, Trani, Mocca Creme, Nero Marquina oder andere Kalksteine, die „Lehm- oder Kohleadern“ enthalten, sind alleine durch das Wasser „gefährdet“. Durch Verlust der strukturellen Integrität kann es auch zu partiellen Ablösungen und somit zu einer Unfallgefahr für den Nutzer kommen. Jura Grau kann manchmal rosten und sollte nicht in Nassbereichen verwendet werden.
Relativ unproblematisch sind Sorten, wie Bateig, Ceppo di Gré, Miros, Vraza, Jura Gelb, Daino, Travertin und
Solnhofer.
Bei den Marmoren ist Carrara C immer das schlechte Beispiel. Durch enthaltene Erzmineralien neigt dieses Gestein zur Gelbfärbung. Arabescato zeigt diese Eigenschaft nur sehr selten. Ideal sind u. a. Blue Sky, Calacatta Lincoln, Covelano, Mozart, Polaris, San Bernado oder auch Striato Olympo. Allen gleich ist die Empfindlichkeit gegenüber Säuren. Meistens ist es sinnvoller eine geschliffene Oberfläche zu verwenden.
Siehe auch unser Lexikon: https://magnastein.net/naturstein/lexikon/marmor-kalkstein
Hartgesteine/Quarzite sind selten problematisch.
Diese Gruppe ist die problemloseste der Natursteine, die in der Dusche verwendet werden können. Bis auf sehr wenige Ausnahmen, wie die Sorten, die im Außenbereich rosten oder ihre Farbe ändern, wie Bianco Cristall, Verde Bahia, Verde San Francisco, Verde Maritaka aber auch Quarzite, wie White Macaubas.
Welche Oberflächenbehandlungen an der Wand sind sinnvoll?
Bei Neolith und Compac sind keine Imprägnierungen notwendig.
Bei Natursteinen, die resiniert sind, sollten sämtliche bearbeitende Flächen (Sichtkanten) Bohrungen oder Ausschnitte fachgerecht imprägniert werden, z. B. mit S234 der Fa. Möller Chemie oder äquivalente Produkte der Firmen Akemie, Lithofin usw.
Eine Verlegevorimprägnierung, wie Rabbinerin 210 der Fa. Gräfix oder S749 der Fa. Möller Chemie empfiehlt sich für alle Natursteine, die hinten keine Sperre durch ein Netz aufweisen. Hierbei bitte nicht die Fugenflanken vergessen. Bei Compac Quarzagglo oder Marmoragglo empfehlen wir auch die Vorimprägnierung um Verformungen durch zementäre Verlegemörtel (Dickbett) auszuschließen.
Was ist beim Duschboden zu beachten?
Es ist immer ein einteiliger Duschboden empfehlenswert. Kommt es durch falsche Reinigung oder andere Umstände durch undichte Fugen zu Schäden in der Abdichtung, kann die Versicherung die Haftung ablehnen, da i. d. R. nur das „angeschlossene Bauteil“ also der Ablauf versichert ist und nicht zementäre Fugen. Dazu gibt es ein Urteil des (LG München 25 O 20241/16 und OLG München 25 U 1728/17), das der Versicherung in diesem Teil recht gibt.
Was ist der Vor- oder Nachteil von einteiligen Duschböden?
Nachteilig ist bei bodengleichen Duschen, dass ein Gefälle eingearbeitet werden muss und die Rutschsicherheit gegeben sein sollte. Bei Naturstein kann man das Gefälle einfräsen. Die Oberfläche kann mit verschiedensten Systemen aufgeraut werden. Die Spanne reicht von LaserGrip® bis Sandstrahlen.
Der Vorteil ist, dass einteilige Duschböden unter angeschlossene Bauteile fallen. Besonders bei Neolith Piatibelli ist zudem, dass eine Abdichtungsebene „wegfällt“, da das System wasserdicht inkl. dem Systemablauf ist. Die geringe Aufbauhöhe von 25 mm erreicht trotzdem einen Wasserablauf von 0,64 l/sek. und ist damit sehr effektiv.
Durch das Fehlen von Fugen ist eine absolut hohe Desinfizierbarkeit gegeben, vor allen Dingen auch in Krankenhäusern oder Altenheimen ist das ein wichtiges Kriterium. Die Verkeimung an der vergrößerten Oberfläche von „angeätzten“ Fugen ist dann ausgeschlossen. Eine Ausbreitung, z. B. von Kolibakterien im gesamten Mörtelbett ist somit unmöglich. Eine Desinfektion mit QAV, Glukoprotamin oder Phosphorsäurelösung ist problemlos durchführbar. Auch die Reinigung an sich ist wesentlich effektiver bei der fugenfreien Bauweise. Das ist auch für den Planer in den sensiblen Hygienebereichen extrem wichtig.
Wie sieht es mit der Planungssicherheit aus?
Statt einem Estrichleger (der Estrich reißt aus anderen Gründen), einem Sanitärhandwerker („das Rohr ging nicht anders“ oder „Ich dachte, Sie machen die Abdichtung“) hat der Verleger das Gesamtsystem nur an das „Loch“ im Boden auf einem stabilen Unterbau anschließen zu lassen und dadurch ist das planerische Risiko drastisch verkleinert worden.