Klebeband - High-Tec und nicht trivial
Wer hat sich nicht schon einmal über Abdeckklebebänder geärgert, die nur in kleinen Fetzen entfernbar waren und zu allem Ärger noch Klebstoffreste auf dem frisch verlegten Boden hinterlassen haben. Kommen dann noch Einwanderungen aus dem Klebstoff hinzu, ist der anschließende Aufwand für die Entfernung nicht nur groß, sondern auch schlecht fürs Image. Hier zeigt sich dann, wie „teuer“ ein vermeintlich preiswertes Produkt im Endeffekt werden kann. Kaum ein Steinmetz würde eine Schleifmaschine eines No-NameHerstellers im Baumarkt kaufen, bei Abdeckklebebändern fehlt das Qualitätsbewusstsein oft. Dabei wird vergessen, dass hinter hochwertigen Systemen ein immenser Forschungsaufwand steckt. Nachdem in den letzten Monaten vermehrt Bilder bei uns auftauchten, wo Klebebänder einen „Schaden“ hinterlassen hatten, wollten wir das Thema nochmals aufgreifen.
Was für Klebstoffe stecken denn drin?
Es gibt drei Hauptgruppen von Klebstoffen für Abdeckklebebänder:
1) Acrylat-Klebstoffe, vorzugweise für den Außenbereich. Sie sind UV-beständig und relativ wetterfest
2) Synthesekautschuk-Klebstoffe für den Innenbereich, z. B. spezielles Malerkrepp (bis zu 14 Tage Verweildauer)
3) Naturkautschuk-Klebstoffe für den Innenbereich, z. B. typisches Malerkrepp (2 Tage Verweildauer)
Welches Klebeband wofür und wie lässt es sich entfernen?
Bevor über ihren Einsatz gesprochen wird, sollten die beiden Hauptaufgaben der Klebebänder erläutert werden:
Entweder sollen sie für einen einmaligen Gebrauch Dinge fest miteinander verbinden (danach wird das Band „zerschnitten“) oder im Idealfall rückstandsfrei entfernbar sein.
Packband
Ein typisches Beispiel für ein nicht entfernbares Klebeband ist das bei Verpackungen verwendete Packband. Es soll sich nicht mehr vom Untergrund, wie z. B. Karton, entfernen lassen und wird beim Öffnen der Verpackung meist durchgeschnitten. Diese Produktgruppe ist ein reiner Massenartikel, der auf einem Natur- oder Kunststein nichts zu suchen hat und als Abdeckklebeband ungeeignet ist. Lackierte Oberflächen werden durch diese Klebebänder beschädigt, weil der Klebstoff am Lack haftet oder umgekehrt. Manche dieser Packbänder sind so stark klebend, dass auch der Putz an Wänden mit entfernt wird. Manche Gewebebänder, so auch das sogenannte „Panzerband“, fallen auch unter diese Kategorie.
Entfernbare Klebebänder
Ganz anders sieht es bei Abdeckklebebändern aus, die sich wieder entfernen lassen sollen. Hier gibt es ein vielfältiges Anforderungsprofil, denn das falsche Band am falschen Ort kann teuer werden. Um diesen Umstand genauer zu betrachten, haben wir uns hauptsächlich mit den entfernbaren Systemen auseinander gesetzt.
Womit Abkleben vor dem elastischen Verfugen?
Ein stark gekräuseltes, nur schwach angedrücktes Kreppband wäre hier fehl am Platz. Ein glattes Folienklebeband, wie z.B. 3M 471 PVC Klebeband, wäre deutlich besser geeignet, damit sich beim Silikonauftrag kein Silikon unter das Band quetscht.
Wie sind die Langzeiteigenschaften zu sehen?
Auch das ist recht unterschiedlich. Typisches Malerkrepp ist dafür ausgelegt, dass es nach max. drei Tagen wieder entfernt wird. Auf Baustellen ist diese Zeitspanne bei Naturstein oft eine Illusion, da sechs Wochen bis zur Entfernung keine Seltenheit sind. Wenn sich nach dieser Zeit bestimmte Bänder nicht mehr entfernen lassen, kann der Hersteller dafür nicht verantwortlich gemacht werden.
Der Stein ist an den Klebestellen angefressen, warum?
Das ist keine leichte Frage. Für jedes organische Produkt gibt es in der Mikrobiologie einen Organismus, der es als Nahrungsquelle nutzt. Kommt dann noch z. B. Baufeuchte hinzu, ist das für bestimmte Bakterien und Pilze das reinste Schlaraffenland. Da hier das Prinzip „Einer frisst den anderen“ gilt, sind die Hinterlassenschaften im pH-Wert unterschiedlich. Dadurch kann bei zu langer Kontaktzeit ein saurer Mikrokosmos entstehen und im pH-Wert unter 7 sinken. Darauf reagiert kalkhaltiges Gestein mit dem Verlust der Politur, bzw. der als „Harakirischwarz“ bekannte G 684 mit einem deutlichen Farbumschlag. Je nach Klebstoff gibt es auch hier unterschiedliche Ergebnisse.
Abkleben bei Zementschleierentferung und Grundreinigungen, was ist zu beachten?
Abklebungen bei Zementschleierentfernungen sind einem niedrigen pH-Wert und Nässe ausgesetzt. Ein falsches Trägermaterial kann sich dann auflösen und als Folge haftet der Klebstoff bombenfest am Untergrund. Eine „Knibbelarbeit“ beginnt und kostet manchmal mehr Zeit als die Schmutzentfernung. Auch alkalische Grundreiniger (pH-Wert max. 10,5) können negative Effekte erzeugen. Hier muß das Abdeckklebeband für den Boden zumindest wasserbeständig sein und der Klebstoff darf sich nicht kalt verseifen.
Wie sieht es mit der Begehbarkeit aus?
Bei Abdeckklebebändern, die direkten Kontakt mit Naturstein haben, ist die mechanische Belastung nicht zu unterschätzen. Durch Begehung oder Befahrung wird ein entsprechend starker Druck auf das Band ausgeübt - mit unterschiedlichen Folgen. Wenn als Abdeckung auf Granittreppen beispielsweise Kartonagen befestigt werden, muss das doppelseitige Klebeband möglichst „wackelfrei“ die wirkenden Querkräfte aufnehmen, da sonst vorhandene Sandkörner Kratzer hinterlassen können. Zudem muss das Klebeband nach 6 Wochen wieder entfernbar sein. Schwieriger ist es bei Befahrungen durch Hubwagen oder Hebebühnen. Hier ist unbedingt der Hersteller zu kontaktieren, da bei der Befahrung auch Umwelteinflüsse eine Rolle spielen können. Grundsätzlich muss in beiden Fällen aus Sicherheitsgründen eine Beratung stattfinden.
Das Kind ist in den Brunnen gefallen, was nun?
Hier sollte man nach Art des Problems und des Klebebandes unterscheiden:
1) Klebstoffreste auf dem Stein
Die tauglichste Variante zur Entfernung ist die Kältemethode. Eisspray (Kaugummivereiser) und ein Ceranfeldhobel sind dabei die Hilfsmittel. Der Klebstoff versprödet bei Kälte und kann bei geschliffenen oder polierten Oberflächen „abgezogen“ werden. Die Reste können meistens mit einem Lösemittel entfernt werden. Dazu tränkt man punktweise ein Mikrofasertuch und versucht den Restschmutz vorsichtig abzulösen.
2) Klebstoffreste im Stein
Das ist sehr schwierig, weil es meistens mit einer Verfärbung einhergeht. Mit einem mit Lösemitteln getränkten Mikrofasertuch so viele Reste wie möglich entfernen. Danach warten, bis das Lösemittel im Stein verdampft ist. Für den Rest kann es hilfreich sein, ein Bleichmittel wie Wasserstoffperoxyd auf den Bereich zu geben, um organische Stoffe zu entfernen. Bei kleinen Flächen ist häufig ein Austausch der Platte einfacher und schneller.
3) Streifen auf matten Oberflächen
Dieses Phänomen kann eine ganz einfache Ursache haben: Das Klebeband hat bei der Entfernung schlichtweg den Schmutz aus den Poren mitgenommen. Der Stein ist also an dieser Stelle „porentief“ sauber. Bei den meisten Hartgesteinen und bei Compac Quarzagglo kann der Rest mit einem Reiniger für Ceranfelder oder einem Peeling Cleaner angeglichen werden. Eine Garantie, dass diese Methode bei jedem Klebeband funktioniert, gibt es natürlich nicht.
Und wie finde ich das richtige Klebeband?
Dazu haben wir mit der Abteilung für Industrie-Klebebänder und Klebstoffe von 3M eine kleine Checkliste mit Verarbeitungshinweisen zusammengestellt, damit der Hersteller die richtigen Klebebänder finden kann.
1. Was ist ihr Anforderungsprofil? Welche Materialien sollen abgeklebt werden? (Es gibt gut- und schlecht zu verklebende Untergründe).
2. Findet die Verklebung im Innen- oder Außenbereich statt? (Wasser- und Witterungsbeständigkeit)
3. Wie lange soll das Klebeband auf den Materialien verbleiben? (je länger das Klebeband auf dem Material verbleibt, umso schwieriger ist eine rückstandfreie Entfernbarkeit und umso hochwertiger sollte das Klebeband sein).
4. Welche Temperatur-Bereiche müssen für die Dauer der Verklebung abgedeckt sein? (Nicht nur Sonnenlicht, sondern auch Leuchtkörper erzeugen Hitze und UV und beeinflussen damit die Wiederentfernbarkeit).
5. Ist das Klebeband UV-Bestrahlung ausgesetzt? Sonne und Lampen