Kalk in der Küche - ein unterschätzter Schmutz
Der Magna Beratungsservice war bei einigen Endkunden, die sich beschwert hatten, dass die Küchenplatte aus Neolith, Compac oder Naturstein schlierig ist und selbst die Verwendung eines Grundreinigers nicht half. Es waren durchwegs Kunden, die keine Spülmittel verwendet haben. Das ist eine andere Problematik, die wir bereits mehrfach erklärt haben. Hinzu kamen unerklärliche matte Stellen auf einigen Natursteinen durch falsche Reinigung.
Wir haben uns mit Herrn Jedersberger von der Fa. Möller Chemie zusammengesetzt um eine Hilfestellung zur
Vermeidung dieser Effekte zu geben. Stefan Jedersberger, arbeitet seit über 30 Jahren bei der Firma Möller-Chemie und ist heute als Leiter der Anwendungstechnik tätig. Ebenso ist er für die Kundenschulungen bei der Fa. Möller-Chemie verantwortlich.
Woher kommt der Kalk?
Wenn er nicht von der Decke rieselt, dann ist er zu 99% im Wasser enthalten. Je härter das Wasser, desto mehr Kalk, und auch andere Mineralien sind drin.
Gibt es Unterschiede in der Wasserhärte?
Ja, die Gesamthärte gibt an, wie hoch die Konzentration von Erdalkalimetallen ist, die im Wasser enthalten sind. Sie sind übrigens auch dafür verantwortlich, wieviel „Kalkseife“ gebildet wird. Diese kennt jeder vom Händewaschen. Sie bleibt dann im Waschbecken als nichtwasserlöslicher Rand zurück, den man mit einem Lappen oder einem sauren Reiniger entfernen kann.
Die Carbonathärte gibt an, wieviel Hydrogencarbonat (HCO3) im Wasser enthalten ist. Das ist der wichtige Punkt. Enthält das Wasser mehr Carbonathärte als Kohlendioxyd, bilden sich ultrafeine Kalkteilchen. Hinzu kommt natürlich auch Schmutz, wie Staub aus dem Prozess der Verarbeitung. Die Temperatur und der Anteil der „Nichtcarbonate“ spielen ebenfalls eine Rolle.
Woher kommen die Ablagerungen bei der Verarbeitung in der Werkstatt?
Die Ursache ist das Brauchwassser. Durch den Kreislauf wird durch die Verdunstung das Wasser immer härter.
Schwebstoffe, (Kalk, Mikrostaub und Flockmittel) lagern sich dann auf der Oberfläche ab und sind sogar polierfähig. Es bildet sich eine „Schmutzpolitur“. Besonders bei matten Oberflächen kann es dann zu partiellen Glanzunterschieden kommen. Im Streiflicht sieht es dann immer fleckig und schmutzig aus.
Die aufliegende Schicht ist dann auch oft die Ursache für eine schlecht wirkende Imprägnierung, da die Poren oberflächlich verstopft sind. Ebenso ist der aufliegende Schmutz für „hellere“ Saugerabdrücke verantwortlich. Der „Dreck“ klebt dann an den Saugnäpfen und „fehlt“ auf der Platte.
Wie kann man das verhindern?
Stefan Jedersberger empfiehlt bei säurefesten Gesteinen die Verwendung eines sauren Reinigers ohne Salz und
Phosphorsäure, wie HMK R183, unter Verwendung von Frischwasser, um die Rückstände von der Bearbeitung und der Schwebstoffe zu entfernen. Auch das Abspülen der Mittel ist mit Trinkwasser durchzuführen. Platte mit der Gummiflitsche abziehen und danach mit einem trockenen, sauberen Tuch aus Schlingenmikrofaser oder Zellstoff abreiben. Sollte die Natursteinplatte auch noch imprägniert werden, dann bitte über Nacht trocknen lassen. Bei matt geschliffenen oder satinierten Materialien hängt in den „Schleifrillen“ oft noch Steinstaub, der relativ einfach mit Peeling-Cleaner ( R187) entfernt werden kann.
Welche Rolle spielt denn der Steinstaub?
Die sehr feinen Stäube sind die Hauptverantwortlichen für die „Fingerabdruckproblematik“ bei matten Oberflächen. Sie vergrößern die Größe der Oberfläche drastisch. Je größer diese ist, desto mehr Feuchtigkeit aus der Haut kann er aufnehmen. Das gilt natürlich auch für fast jede Art von Schmutz. Eine mechanische Entfernung, wie vorher beschrieben, ändert das drastisch.
Woher kommt der Kalk im Haushalt?
Ultrahartes Wasser, wie z. B. in Teilen von Hamburg, Köln oder Würzburg führt sehr schnell zu einer schmuddeligen Optik, besonders wenn die Endkunden mit Wasser und Papiertüchern die Oberflächen reinigen wollen. Mit Wasser kann man nur „putzen“ und nicht reinigen. Im Westerwald hingegen dauert es sehr lange bis sich relevante Schichten bilden können, da dort das Wasser sehr weich ist.
Welche Problematik ergibt sich noch?
Die Endkunden reinigen die Küchenarmaturen meistens mit Haushaltsprodukten, wie Bref gegen Kalk. Ein Teil läuft dann den Wasserhahn herunter und dann wird die Schmutzpolitur angegriffen. Ein sichtbarer Fleck ist die Folge, der allerdings wieder die Originalfarbe des Materials hat.
Können die Kalkentferner auch die Oberfläche von harten Materialien schädigen?
Ja und nein. Es kommt auf die Säure an. Bei Produkten, die Zitronensäure enthalten, kann es bei Star Galaxy zu einer Verfärbung der glitzernden Bronziten kommen. Bei Mitteln mit Phosphorsäure kann der Dauergebrauch und die lange Einwirkzeit schädigend wirken. Auf den meisten Graniten sind diese Mittel problemlos einsetzbar, wenn der Granit nicht gelb ist. Sonst kann es durchaus passieren, dass die gelbe Farbe "umgewandelt" und das gelbe Gestein grau wird. Enthaltenes Eisenoxyd wird zu Eisenverbindungen mit anderer Farbe "umgewandelt". Viele der schwarzen Hartgesteine und Labrador reagieren auf Phosphorsäure in entsprechender Konzentration und
Wirkzeit mit Verblassung. Neolith und Compac Quarzagglo werden nur in sehr hohen Konzentrationen angegriffen, die nicht handelsüblich sind. Wichtig ist bei jedem Mittel, dass die Flüssigkeit nicht antrocknet, die Wirkzeit lt. Herstellervorgabe nicht überschritten wird und dass mit Wasser mehrfach nachgespült wird, um
Rückstände und angelösten Schmutz zu beseitigen.
Was sollte man empfehlen, wenn man auf „Nummer Sicher“ gehen will?
Stefan Jedersberger empfiehlt die Verwendung von einem Sprühreiniger auf Basis von Amidosulfonsäure, die der gebräuchlichste Inhaltsstoff von Kalkentfernern und Sanitärreingern im Profibereich ist. Sie reagiert am schnellsten und sehr spontan auf Kalk. Im Produkt R189 ist es der alleinige Wirkstoff. Grundsätzlich müssen
Reiniger immer mehrfach mit Trinkwasser nachspülen.
Kann ein säurefreier Grundreiniger den Kalk entfernen?
Definitiv nein. Die gesteinsfreundlichen Grundreiniger können keinen Kalk lösen, sonst könnte man sie auch nicht für die Reinigung von Marmor verwenden.