Reinigung und Fleckentfernung von Küchenarbeitsplatten (KAP)
Nichts ist schwieriger als Reinigung von KAP, 90 % der Ortstermine des Magna Beratungsservice im Bereich Küche sind Reinigungsprobleme. Die Ursachen sind mangelhafte oder irreführende Aussagen der Werbung der Industrie aus dem Consumerbereich (nehmt Spülmittel), aber auch fehlerhafte Anleitungen der Verarbeiter, die nicht mehr konform zur Lebensmittelgesetzgebung von heute sind.
Keine Küche ist selbstreinigend und je rauer die Oberfläche, desto höher der Aufwand.
Die Fleckempfindlichkeit ist nur abhängig vom Material, unabhängig von der Oberfläche. Alle kennen Padang Hell. Selbst bei polierter Oberfläche nimmt dieser Flüssigkeiten schneller als ein Löschblatt auf. Ein spaltrauer Alta Quarzit nimmt hingegen nur homöopathische Wassermengen auf, trotz rauer Oberfläche. Mit Imprägniermitteln kann man das Wasseraufnahmeverhalten verändern.
Die Schmutzanhaftung ist nur abhängig von der Oberfläche, unabhängig vom Material. Gesandstrahlter Quarzagglo hat keine Fleckempfindlichkeit, aber durch die vergrößerte Oberfläche eine starke Schmutzanhaftung. Ein Imprägniermittel kann das nicht ändern. Betrachtet man satinierte oder geschliffene Oberflächen durch ein Mikroskop, wird man feststellen, dass sich in den „Tälern“ der Schmutz ablagert. Mit einem „Putzlappen“ kommt man aber nicht in die Täler hinein, mit der richtigen Mikrofaser aber doch. Wenn jetzt noch fettiger Schmutz mit Spülmitteln ins Spiel kommt, hat man in den „Tälern“ eine hartnäckige Kruste produziert, die auch noch meist klebrig ist.
Was ist der Sinnersche Kreis der Reinigung?
Herr Sinner (1900 – 1988) war der Leiter der Waschmittel-Anwendungstechnik bei der Fa. Henkel. Er reduzierte den Erfolg der Reinigung auf vier Faktoren. Verringert man einen Faktor, so müssen die anderen vergrößert werden.
Mechanik
Temperatur
Zeit (Einwirkzeit)
Chemie
Welche Rolle spielt die Temperatur?
Temperatur spielt nur bei wenigen Produkten eine Rolle. Bei Waschmitteln zur Aktivierung der enzymatischen Zusätze um Eiweiße zu „knacken“ und bei Spülmitteln um die Tenside „zu öffnen“ Dazu später mehr. Alle anderen Reinigungsmittel i. d. R. Kaltwasserprodukte, die bei Erwärmung ihre Wirkung verlieren oder stark reduzieren, weil die wirksamen Substanzen verdampfen, statt auf den Schmutz einzuwirken. Temperatur kann aber auch bei bestimmten Schmutzen kontraproduktiv sein. Eiweiß gerinnt bei T > 50°C und klebt dann erst recht an der Oberfläche. Das ist übrigens ein großes Problem bei Profiküchen und Metzgereien auf dem Boden.
Welche Mechanik ist zur Reinigung in der Küche sinnvoll?
Weiche Tücher oder Papertücher können zwar Flüssigkeiten aufnehmen, aber keinen Schmutz mechanisch anlösen. Sie sind eher geeignet um Schmutz zu polieren. Ideal für Naturstein, Neolith und Compac sind Schlingenmikrofasertücher. Es gibt aber auch eine Mechanik, die wir bereits empfohlen haben zur Entfernung von Schmutzpolituren und Metallabrieb. Ceranfeldscheuermilch oder Peeling Cleaner. Je feiner die Struktur, desto feiner die Mechanik. Die Mechanik (Tücher, Schwämme, Chemie) muß auf das Material und die Oberfläche abgestimmt sein.
Wie ist das mit der Einwirkzeit zu sehen?
Die reinigungsaktiven Stoffe (Alkohol, Glykol, Ammoniak, Tenside ….) müssen die Schmutze lösen und binden. Lösemittel, wie der bereits angesprochene Alkohol können nur „anlösen“ aber nicht mehr. Je kürzer die Einwirkzeit, desto mehr müssen die anderen Faktoren mitarbeiten.
Was ist bei der Chemie zu beachten?
Das dauert etwas länger, da einige Begriffe aus der Reinigungstechnik erst erklärt werden müssen. Vor dem Einsatz sind die Produkte an unaufälliger Stelle zu prüfen, ggf. ist der Hersteller zu kontaktieren.
Was ist Reinigung?
Reinigung ist die Entfernung von Schmutz.
Was ist Pflege?
Pflege ist das bewußte oder unbewußte Hinterlassen von Rückständen um Nutzungsspuren zu kaschieren und um Glanzeffekte (Politur) zu erzeugen. Besonders bei matten Oberflächen kann das zu einem Problem werden.
Welche Pflegesubstanzen gibt es überhaupt?
Die Liste der pflegenden Substanzen ist fast unendlich lang, weshalb wir nur einige vorstellen möchten.
a) Kalkseife
Natürliche Seifen, wie z. B. bei der Verwendung von Steinseife reagieren mit den Mineralien des Wassers mit der Bildung von Kalkseifen. Das kennt jeder, wenn man sich die Hände wäscht, bleibt ein nicht wasserlöslicher Rand übrig. Diese Substanz führt zu einer Farbtonvertiefung, aber nicht dauerhaft. Saure Substanzen, Hitze einer Kaffeetasse und Reinigungsmittel greifen diese Schicht an und dann entstehen Ränder, die nicht in dem Material begründet sind.
b) Wachse und Öle
Die altbekannten Substanzen Wachs und Öl waren früher in den Zeiten, in denen man Kalkstein oder Betonwerkstein in der Küche verwendete, der Standard. Sie sind i. d. R. nicht für den Lebensmittelbereich heute freigegeben und sollten nicht vom Verarbeiter aufgetragen werden.
c) Aluminiumsilikate
Diesen Zusatz findet man als Wasserenthärter in einigen Allzweckreinigern für Fußböden. Diese Substanzen sind meist schlecht wasserlöslich und „kleben“ dann in Mikrostrukturen. Sie führen zu glänzenden, schlecht entfernbaren Schichten, was auf einem Fußboden durchaus gewünscht ist im Privatbereich.
d) Tenside
Auch Tenside sind als Pflegekomponenten z. B. in billigen Glasreinigern enthalten. Die vorhandenen Kratzer werden dann gefüllt und sie sind polierfähig aber nicht beständig. Spülmitteltenside kleben sehr stark in hauchdünnen Schichten auf der Oberfläche und führen oft zu Rändern und uneinheitlicher Optik. Siehe dazu auch unseren Newsletter vom Oktober 2010.
e) Polymere
Diese Gruppe der Pflegekomponenten ist riesig. Es gibt welche, die sind lebensmitteltauglich, wie ausgehärtete Acrylate als Hartpolymer oder spezielle weiche Polymere. Das ist aber nicht allgemeingültig. Es gibt ebenso viele Kunststoffe, die zwar weich, aber nicht lebensmitteltauglich sind.
f) Schmutz
Das häufigste Pflegemittel, was Probleme macht, ist die Kombination von Schmutz und Reinigngsmittelresten. Diese Schicht ist im Profibereich als „Schmutzpolitur“ bekannt. Die Entfernung ist meistens mit einem speziellen Reiniger oder einer Ceranfeldscheurmilch möglich.
Allen Pflegekomponenten ist gemeinsam, dass sie nicht die Belastbarkeit der Natursteine, Neolith oder Compac Quarzagglo Arbeitsplatten aufweisen und die Hauptursache für Reklamationen sind.
Was mache ich bei Flecken in der KAP?
Auch hier gibt es mehrere Definitionen, da das Auge eine Unregelmäßigkeit wahrnimmt, die aus verschiedensten Ursachen bestehen kann.
a) Mechanische oder chemische Schädigung
Scheuerpulver, Hitze (z. B. von einer abgestellten Pfanne), Scheuerschwämme, Backofenreiniger, Bleichmittel usw. sind nur einige der Möglichkeiten, wie man eine harte Oberfläche zerstören kann. Eine Beseitigung ist dann meist nur noch mit Schleifen und Polieren möglich.
b) Schäden in der Schmutzpolitur
Eigentlich der Standardfall. Mit einem Reiniger und entsprechender Mechanik kann die Platte grundgereinigt werden und alles ist wie neu.
c) aufliegende Schmutze
Metallabrieb, Gummiabrieb von Küchengeräten können meist mit einer Ceranfeldscheuermilch oder einem Peeling Cleaner entfernt werden. (siehe dazu unseren Newsletter vom August 2015)
c) eingezogene Substanzen
Neolith und Compac Quarzagglo haben keine verbundenen Kapillarräume und es kann nichts in die Oberfläche eindringen. Bei Naturstein sieht das anders aus. Eine Imprägnierung als temporärer Schutz ist möglich.
Hier möchten wir das Merkblatt des BIV 2.02b Küchenarbeitsplatten zitieren:
„Werkseitige Imprägnierung / Schutzbehandlung
Imprägnierungen oder Schutzbehandlungen müssen der Bedarfsgegenständeverordnung (lebensmittelgeeignet) entsprechen. Eine Imprägnierung dient als temporärer Schutz gegen eindringende flüssige Substanzen. Fleckenbildner sollten daher umgehend entfernt werden, um die Einwirkzeit so kurz wie
möglich zu halten. Heißes Fett, chemische oder bioorganische Lösemittel (Fettsäuren) und bestimmte Reinigungsmittel können die Wirkung der Imprägnierung schleichend herabsetzen oder sofort zerstören. Eine komplette oder teilweise Patinierung (Verdunkelung) durch Ablagerungen kann nicht verhindert werden. Eine Auffrischung der Schutzbehandlung ist nach vorheriger Grundreinigung i. d. R. möglich.“
Sollte doch mal was eingezogen sein und mit Grundreinigern nicht mehr entfernbar gemacht werden können, gibt es verschiedene Varianten. Meistens ist eine vorhergehende Grundreinigung und Nachspülen mit reichlich Wasser unbedingt notwendig.
Geringe Fettmengen können mit einer Ölentfernerpaste optisch entfernt (im Stein verteilt) werden. Ist Fett von unten (Backofendämpfe) durch die ganze Platte gezogen, funktioniert der Verteilungseffekt nur noch imaginär. Die Flecken kommen oft wieder, da sie nur oberflächlich verdrängt werden.
Schmutz mit Spülmittelresten (Salze), meist um Herd und Waschbecken werden oft mit Fettflecken verwechselt. Manchmal reicht es, wenn man nasse Tücher mehrere Tage auf die Stellen auflegt. Das Wasser verteilt dann die Tenside mit dem Schmutz. Die bereits beschriebenen Ölentfernerpasten können manchmal auch helfen, je nachdem wieviel Fettanteil an den Tensiden „kleben“.
Organische Schmutze, wie Blütenstaub, Blumenerde, Rindenfarbstoffe, Blutflecken vom Fleisch können mit Bleichmitteln wie Wasserstoffperoxyd fast immer entfernt werden. Aber Achtung bei der Anwendung! Sicherheitshinweise beachten!
Anorganischer Schmutz, wie z. B. Rostflecken von alten Haushaltsgegenständen oder der abgelegten alten Zange können bei den meisten Natursteinen mit Rostumwandler (z. B. R 777 der Fa. Möller Chemie) beseitigt werden. Bitte fragen sie die Hersteller nach der Freigabe für das Gestein. Bei Labrador, Assoluto, gelben Graniten ist Vorsicht geboten. Manchmal sollten Rostfleckenentferner für Marmor, wie z. B. R 179 der Fa. Möller Chemie verwendet werden, falls eine Unverträglichkeit gegenüber Phosphorsäure besteht. Bei anderen Metalloxyden als Eisen ist der Chemiehersteller zu fragen.
Muß ich nachimprägnieren?
Aus unserer Erfahrung bei allen Materialien, die imprägniert werden sollten, ist die Antwort „Ja“. Hochdichte Gesteine wie Labrador oder Nero Assoluto (behandelt oder unbehandelt) eher „Nein“.
Gibt es eine relativ neutrale Reinigungsanleitung für den Endkunden für alle „harten“ Materialien?
Ja, die gibt es. Wir haben sie hier angehängt.