Rutschsicherheit, Reinigung und Schmutzwahrnehmung
Immer wieder werden wir zu den Themen rutschhemmenden Oberflächen und deren Reinigung im Innen- und Außenbereich gefragt. Deshalb möchten wir dieses Thema aufgreifen, da in Coronazeiten die raueren Oberflächen z. B. für den Garten verstärkt nachgefragt werden.
Was ist Schmutz?
Schmutz ist vereinfacht gesagt, Materie zur falschen Zeit am falschen Ort. Es ist alles, was im Auge des Betrachters nicht auf oder in eine Oberfläche gehört.
Welche Unterschiede gibt es in der Wahrnehmung?
Durch die getrennten Systeme im Auge (Schwarz-Weiß, Farbe) ist eine geschlechterspezifische Wahrnehmung erkennbar. Frauen nehmen Farbunterschiede stärker war als Männer, Männer sehen eher Kontrast oder Helligkeitsdifferenzen. Während Männer im Alter farbschwächer werden, ist bei Frauen mit Nachtblindheit zu rechnen.
Was für Faktoren „kommen“ vom Belag?
Je gemusterter ein Belag ist, desto geringer ist die Wahrnehmung von Schmutz, im Umkehrschluß je gleichmäßiger er ist, desto eher fällt was auf. Dazu ein Beispiel: Auf einem Baltic Braun fällt kaum auf, wenn er schmutzig ist, bei Artic White von Neolith® oder Nero Assoluto poliert ist es sehr markant sichtbar.
Was ist Fleckempfindlichkeit?
Unter Fleckempfindlichkeit versteht man das Eindringen von Substanzen in den Werkstoff. Das hängt von der Porosität und Kapillarität des Belags ab. Eine Imprägnierung kann diesen Vorgang verringern.
Was ist Schmutzanhaftung?
Hier gilt der Spruch: „Je rauer eine Oberfläche ist, desto mehr Schmutz bleibt daran haften“. Das bedeutet z. B., dass man einen rauen Belag nicht vor der Schmutzanhaftung mittels Imprägnierung schützen kann. Hinzu kommen weitere Faktoren, wie Schmutzzusammensetzung und Verbreitung (Hundepfoten, Reifen, Gießkanne, verspritzte Grillfette usw.)
Welche Oberflächen R9 – R10 sind reinigungsoptimiert?
Eine Studie der „Deutschen Bundesstiftung Umwelt“ hat gezeigt, dass eine polierte und mit LaserGrip® bearbeitete Oberfläche von Naturstein und Keramik die beste Reinigungsfähigkeit hat. Bei „Schliff“ die höchste. Das liegt an er oben genannten Schmutzanhaftung. Die Lasergrip®-Technik hat sich auch seit mehr als 20 Jahren im Einsatz bewährt. Die Rutschsicherheit wird durch Mikrorauigkeit erzeugt.
Wie sollte die Reinigung bei R9 – R10 erfolgen?
Einfache Antwort: Mit rückstandsfreien Mitteln wie Ultranetzer oder tensidfreien Produkten. Ungeeignet wären Seifen oder Spülmittel. Bei manueller Reinigung wäre das zweistufige Wischen oder die Nutzung von vorgetränkten Bezügen sinnvoll.
Wo sind die Unterschiede bei R11 – R13 für Außenbereiche?
Bei Naturstein werden die rutschhemmenden Eigenschaften eher durch Makrorauigkeit erzeugt. Hier sind einige Verfahren möglich: Stocken, Flammen, Sandstrahlen, wassergereinigt, Waterjet um nur einige zu nennen. Hintergedanke ist, dass man nicht mit dem aufliegenden Schnee wegrutscht. Die Bewertungsgruppen hängen auch von der typischen Kristallgröße des Natursteins ab. Je feiner, desto weniger rutschhemmend. Beispiel geflammte Oberflächen Nero Assoluto und Nero Impala → R11, Baltic Braun und rosa Beta → R13.
Bei Keramik ist es oft ein Mittelweg zwischen erhöhter Mikro- und Makrorauigkeit. Bei Keramik sind es eher die mikrorauen Bereiche, die Schmutz wie Blattfarben, Hundepfotenabdrücke usw. eher „festhalten“ als die groberen Strukturen, wie man sie von Industriekeramik kennt.
Wie reinigt man in Außenbereichen?
Zuerst einmal weisen wir darauf hin, dass sämtliche Reinigungsmittel und Schmutze nicht in den Regenwasserkanal gelangen dürfen (Abwassersatzung). Es ist zu gewährleisten, dass die Flüssigkeiten in den Abwasserkanal gelangen, z. B. durch einen Nasssauger.
Eine Unterhaltsreinigung mit einem Mob ist bis auf wenige Ausahmen bei Naturstein (Basalt-Lava) nicht möglich. Eine Grundreinigung kann erfolgen, z. B. Mit R155 der Fa. Möller Chemie oder Bendurol Forte von Ecolab. Wichtig ist die Einwirkzeit von 10 min., in denen das Mittel nicht antrocknen darf. Dann mit einem weichen Schrubber oder Einscheibenmaschine (03er Bürste) oder Walzenbürstmaschine den Belag / Stufe abreinigen. Danach abspülen und Schmutzwasser aufnehmen. Damit können die meisten oberflächennahen Schmutze beseitigt werden. Nicht, bzw. nur teilweise werden anorganische Schmutze und Blattfarben entfernt. Hier sind ggf. Spezialprodukte notwendig, wie Bleichmittel oder Rostentferner.
Können alle Schmutze entfernt werden?
Nein, nicht alle Verschmutzungen sind entfernbar. Solle z. B. eine Flasche mit Joddesinfektion hinfallen, hilft bei rauen Oberflächen nichts mehr außer Gelassenheit oder Austausch. Besonders bei Pfotenabdrücken kann es manchmal etwas Geduld abverlangen. Das ist nicht so einfach zu erklären. Die Ballenstruktur drückt andersfarbige Substanzen „haarfein“ in die vorhandene Mikrostruktur. Bei der Reinigung benötigen die Moleküle „Spülraum“, der nicht oder nur gering zur Verfügung steht. Deshalb kann es sein, dass tensidfreie Mittel oder Allzweckreiniger erfolgreicher diesen Schmutz beseitigen als ein Grundreiniger. Die Molekulargröße der
Inhaltsstoffe ist oft entscheidend. Ein Universalrezept gibt es nicht. Es ist, abhängig vom Material und Struktur und oft „learning by doing“.
Wie bleibt eine gereinigte R11 - R13 Oberfläche im Außenbereich im Einbauzustand?
Die Antwort wäre ehrlicherweise: Nur wenn man die Platten in Folie einpackt. Es gibt in Außenbereichen keine Möglichkeit einer „Selbstreinigung“. Es werden immer Flecken auftauchen, von Blütenstaub, Grillfett, Holzkohlestaub usw. bis zum Rost vom der Flex beim Nachbarn, der Metallstaub rübergeweht hat. Geben Sie dem Belag Zeit zum Patinieren. Das bedeutet, dass die Poren mit Schmutz gefüllt sind. Dann ändert sich nichts mehr. Salopp gesagt: Wir liefern das Material im Einbauzustand, der Endzustand wird erst nach endlicher Zeit erreicht sein.
Dazu ein Beispiel: Die alten Platten aus schlesischem Granit in Berlin haben den Endzustand erreicht. Selbst wenn man Öl darauf gibt und 2 Tage wartet, zieht nichts mehr ein. Auch ältere Küchenarbeitsplatten werden durch die Zeit immer unempfindlicher gegen einziehende Schmutze. Diesen Vorgang nennt man auch Patinierung durch Gebrauch.