Schmutz - spannender als man denkt
Was ist eigentlich Schmutz?
Die einfachste Antwort ist: „Materie zur falschen Zeit am falschen Ort“. Schmutzwahrnehmung ist absolut subjektiv. Im Sommerurlaub ist der Kunde begeistert von der Patina und zuhause nennt man die Patina „Dreckkruste“.
Was ist Hausstaub?
Der Hausstaub setzt sich gerne in den Porenräumen der Natursteine ab. Er besteht aus einer Mischung unterschiedlichster Stoffe. Der häufigste Bestandteil in Wohnräumen sind Hautschuppen von Menschen und Tieren. Wenn man bedenkt, dass pro Person ca. 2 Gramm Hautschuppen anfallen, summiert sich das im Laufe der Zeit. Aber auch Fasern von Möbeln, Haaren und Fell, Pflanzenpollen, Milben und deren Ausscheidungen gehören zu den organischen Anteilen, ebenso wie Bakterien und Pilzsporen. Diese organischen Stoffe können durch alkalische oder lösemittelhaltige (z. B. Alkohol) Mittel auf- oder angelöst werden. Hinzu kommen anorganische Anteile, wie z. B. Steinstaub. Beispielsweise ist in der Gegend um Würzburg viel Kalk im Staub und in Hamburg viel Quarz. Diese Inhaltsstoffe werden entweder aufgelöst durch saure Reinigungsmittel (Kalkentferner) oder durch „Mechanik“, wie Mikrofasern entfernt. Luftfilteranlagen können diese Belastung verringern.
Woher kommen die „Wollmäuse“?
Das ist relativ einfach zu erklären. Weht ein Luftzug über eine verstaubte Fläche, verkrallen sich die Staubpartikel ineinander. Je flacher und gleichmäßiger der Luftzug desto bester bilden sich diese Verklumpungen. Deshalb findet man sie meistens unter Betten und Schränken oder in Lüftungen (Computer).
Was sind Härtebildner?
Eine weitere Kategorie sind die Härtebildner, die sich als hartnäckige Ablagerungen auf Natur- und Kunststein bilden können. Der bekannteste Vertreter dieser Gruppe ist der Kalk aus dem Wasser. Aber Kalk ist nur ein Mineral von vielen. Besonders in Thermen mit Mineralwasser können sich z. T. chemisch kaum zu entfernende Krusten bilden. Eine Therme kühlte das heiße Tiefenwasser aus 400 m Tiefe mit Brunnenwasser aus 30 m Tiefe. Dabei bildeten sich derart hartnäckige Mineralablagerungen, die sogar mit Flußsäure nicht mehr von den Natursteinen entfernbar waren. Lediglich mit einem mechanischem Verfahren (Trockeneisstrahlen) konnten die Ablagerungen entfernt werden. Eine besondere Form der Härtebildner kommt durch das System „Viel hilft viel“ bei der Anwendung von Reinigungsmitteln. Tenside sorgen in wässrigen Lösungen für die Schmutzablösungen. Werden sie „trocken“, kleben diese Stoffe „wie die Pest“ an den Oberflächen. Werden diese dann feucht, z. B. durch Schuhe oder hohe Luftfeuchtigkeit, klebt der Hausstaub daran. Es können sich sehr hartnäckige Schichten bilden, die nur sehr schlecht entfernbar sind. Besonders Spülmittel hinterlassen auf Natur- oder Kunststein „dunkle Zonen“, die mit haushaltsüblichen Systemen nicht mehr entfernbar sind.
Was fällt unter eingetragenen Schmutz?
Sauberlaufzonen sind bei Architekten meist verpönt, da sie die Optik „stören“. Es gibt aber im gewerblichen Bereichen eine Mindestgröße dieser Zonen (siehe auch BGR 181). Schmutz, der draußen bleibt, stört innen nicht mehr. Besonders Sand ist für den Abrieb der Bodenbeläge verantwortlich. Aber die beste Sauberlaufzone nutzt nichts, wenn sie nicht regelmäßig vom Dreck befreit wird. Im neuen Merkblatt ZDNW_MB_1.10 zur Reinigung oder Pflege von Naturwerkstein des Zentralverbands der deutschen Natursteinwirtschaft wird ebenfalls ausdrücklich auf die Sauberlaufzonen hingewiesen. (Dieses Merkblatt kann über die Innungen bezogen werden, Tel.: 069 / 57 60 98)
Was für Schmutze gibt es noch?
Chemische Schädigungen, z. B. durch falsche Reinigungsmittel werden auch als Schmutz empfunden. Ursache dafür ist die Tatsache, dass an rauen Oberflächen mehr Schmutz anhaftet, als an glatten. Aber auch durch Sand zerstörte Oberflächen wirken schneller schmutzig. Mikrobiologische Besiedlung ist vor allen Dingen in Badezimmern eine häufige Erscheinung. Schimmel ist ein sehr hartnäckiger Schmutz. Aber auch Algen und Bakterien können sehr farbige Effekte erzielen. Flechten sind Symbbionten aus Pilzen und Algen. Ihre Entfernung ist nur sehr schwer möglich. Einhergehend können durch die Abbauprodukte chemische Schädigungen (Fraßbild) erfolgen.
Was ist der Unterschied von Schmutzanhaftung und Fleckempfindlichkeit?
Die Schmutzanhaftung ist nur abhängig von der Oberflächenstruktur, unabhängig vom Material. Ein hochdichter Quarzagglo mit sandgestrahlter Oberfläche bietet dem Schmutz genug „Nischen“ um sich abzulagern. Je rauer die Oberfläche, desto höher der Reinigungsaufwand. Auch gebürstete Oberflächen sind „schmutzfreundlicher“ als polierte.
Pflegekomponenten in Reinigungsmitteln können die Oberfläche mit gewollten Substanzen (z. B. Kalkseife, Wachs, Polymere) zusetzen. Die Fleckempfindlichkeit bezeichnet die Eigenschaft von flüssigen Schmutzen in ein Gestein einzudringen. Sie ist nur abhängig vom Material. Ein hochglanzpolierter Imperial White zieht Dreckwasser magisch an. Bei offenen Fugen sieht man auch oft „speckige“ Ränder, die dadurch entstehen, dass die Reinigungsflotte von der Seite eingezogen ist.
Je dichter der Stein, desto geringer die Fleckempfindlichkeit. Auch die sogenannte Porenradienverteilung spielt eine Rolle bei der Geschwindigkeit der Aufnahme von flüssigen Schmutzen. Hochdichte Sorten, wie Labrador oder Absolute Black haben fast keine Fleckempfindlichkeit. Glaskeramik und Quarzagglos haben keine Fleckempfindlichkeit.
Imprägniermittel können, bei korrekter Anwendung, die Fleckempfindlichkeit senken aber auch die Schmutzanhaftung steigern.