


Tabuthema "Männertoilette" - ein Urteil mit Folgen
Ganz frisch ging am Freitag den 13.11.2015 durch die Presse, ein Urteil des LG Düsseldorf. In zweiter Instanz hatte eine Vermieterin gegen einen Mieter geklagt, bei dem der Marmorboden im Bad um das WC herum stumpf und fleckig geworden ist. Zitat aus dem Urteil AZ 12 S 13/15: es sei das “Urinieren in einer aufrechten Körperhaltung bei männlichen Personen nicht unüblich. Baue ein Vermieter um eine Toilette dennoch einen derart empfindlichen Boden ein, geschehe dies auf eigenes Risiko“.
Dies war der Auslöser für etliche Anfragen bei uns, welche Materialien verwendet werden sollten. Oft hat man den Eindruck bei öffentlichen Toiletten, das 80 % der Männer an Parkinson leiden. Wir haben uns deshalb dieses Themas angenommen, auch wenn es etwas schwierig zu umschreiben ist.
Warum kommt es zu solchen „Peinlichkeiten“ trotz Urinal?
Neben persönlichen, sehr privaten Körperteilen spielt natürlich auch das Urinal eine Rolle. In Europa sind diese meist schmal und tief, aber nicht immer. In einem Verwaltungsgebäude sah der WC Boden aus G 603 nach drei Monaten schlimmer aus, als in einem Obdachlosenasyl nach 10 Jahren. Die Fugen waren buchstäblich weggeätzt und der Granit sah eher aus wie ein Padang gelb. Die Ursache war erst auf den zweiten Blick erkennbar. Es gibt Urinale, die sind breit und flach. Ursprünglicher Einsatzort sind in Übersee zu finden, wo keine Wände hinter den Urinalen sind. In diesem Gebäude stand man als „normal“ geformter Mensch sozusagen direkt vor der Wand mit der Nase. Maximal waren da zehn Zentimeter Platz. Hat jemand Übergewicht, kann man sich vor Augen halten, was unweigerlich passieren wird. Hier lag auch für das Reinigungspersonal eine unzumutbare Belastung vor. Die verantwortliche Innenarchitektin hatte diese Umstände nicht bedacht. Die gesamten WC-Anlagen mussten erneuert und vor allen Dingen umgestaltet werden.
Warum wird ein Marmorboden stumpf?
Das ist nicht so ganz einfach zu erklären. Die Harnsäure (ein in Wasser gelöster Feststoff) trägt in nur geringem Maß dazu bei. Je nach Nahrung und Gesundheit schwankt der pH–Wert der menschlichen Abwässer zwischen 4,5 und 7,6. Calcitmarmor (z. B. Carrara) werden stärker angegriffen als Dolomitmarmor (z.B. Anais, Ajax). Auch Pflegeschichten werden angegriffen. Entweder sie werden „entfernt“ oder sie quellen auf. Das Ergebnis ist das Gleiche, eine mattere Stelle. Hinzu kommt noch der Salz- und Feststoffanteil, der verbleibt, wenn das daneben Getropfte eintrocknet. Dadurch entstehen durch die Auskristallisierung immer rauere Stellen im Marmorboden.
Woher kommt denn der Geruch?
Geruch taucht meistens auf, wenn nicht gereinigt wird (typisch für Ecken in Unterführungen) oder seltenerweise wenn der Verursacher krank ist. Durch Bakterien werden die Hinterlassenschaften aufgenommen, dabei wird u.a. Ammoniak „produziert“. Das macht dann den typischen, unangenehmen Geruch aus.
Wie beseitigt man den Geruch?
Wenn man den Bodenbelag nicht austauschen will oder kann, dann nutzt man im Profibereich Geruchskiller. Anders als Parfum wird der Geruch nicht überdeckt, sondern mit Hilfe von speziellen Bakterien entweder „gefressen“ oder die Verursacherbakterien als Nahrungsquelle benutzt.
Woher kommt die Farbe?
Das ist sehr kompliziert, zumal die Wissenschaft es auch nicht so genau weiß. Unter dem Begriff „Urochrome“ werden alle möglichen Stoffe verstanden, die farbgebend sind. Dazu gehören Eisenverbindungen aus dem Hämoglobinabbau, Stoffwechselprodukte, Medikamentenreste oder auch nahrungsspezifische Farben.
Wie entferne ich die gelben Flecken?
Bei Hartgesteinen kann man teilweise durch Grundreiniger und Bleichmittel einen Teil (oberflächlich) entfernen, je nach Farbstoff. Ist es tiefer eingedrungen, dann ist ein Ausbau schneller und sicherer.
Hilft eine Imprägnierung?
Jein, gegen Säure hilft es wenig, gegen Salz und Verfärbungen etwas mehr. Ist keine Fußbodenheizung (FBH) vorhanden, ist ein gutes Marmorwachs die beste Lösung. Vorausgesetzt, es wird auch regelmäßig fachgerecht gereinigt.
Ist kristallisieren bei Mamor möglich?
Definitiv, eine Kristallisierung (bei Calcitmarmoren) senkt die Empfindlichkeit. Allerdings auch nicht auf „null“. Meistens sind die Räume relativ klein und der Aufwand ist dann umso größer.
Der Kunde möchte trotzdem einen Marmorboden, was tun?
Das wäre dann der ideale Einsatzort für unsere Quarzite aus Brasilien. Die sind sehr ähnlich in der Optik und auch reine Naturprodukte.
Granit ist doch unempfindlich, oder?
Pauschal gesagt, nein. Granite, Gneise und andere Hartgesteine besitzen eine natürliche Kapillarität. Je „ungünstiger“ die Porenradienverteilung ist, desto schneller saugt sich der Stein mit ekligen Substanzen voll. Eine Imprägnierung dient dann generell als Bremse, aber nicht als 100%iger Verhinderer.
Welche „Hartgesteine“ sind denn besonders geeignet?
Alles was sehr dicht ist. Alta Quarzit, Nero Assoluto Zimbabwe, Labrador, Bohus rot, Baltic Braun, Carmen Red, Vanga...
Gibt es nicht etwas Helleres?
Bethel White, Kuru Grey, Bohus Grau. Allerdings sollten diese Sorten fachgerecht imprägniert werden.
Sollte man beim Fugmaterial ggf. auf Reaktionsharze ausweichen im Umgebungsbereich?
Ja, wenn man eine außerordentliche Belastung vorhersehen kann, sonst reichen die normalen Fugmaterialien. Generell ist es sinnvoll, sich mit seinem Fugmaterialhersteller in Verbindung zu setzen, wenn man ein Problem sieht.