Eingespannte Treppen
Treppen, eingespannt und nicht entspannt
Aus einer Anfrage beim Magna Beratungsservice via Facebook ist dieser Newsletter entstanden. Eine der Sonderformen sind Treppen, die zwischen zwei Wänden eingespannt sind. In den meisten Mehrfamilienhäusern sind sie selten anzutreffen. Anders sieht es oft bei Eingangstreppen oder Ein-, Zweifamilienhäusern aus. Diese Art der Treppenhäuser sind teilweise recht tückisch für die Verlegung von Natur- und Kunststeinen. Durch verschiedene Schadensfälle der letzten beiden Jahre haben wir uns entschlossen, den Risiken und Nebenwirkungen nachzugehen.
Was sind die Besonderheiten bei eingespannten Treppen?
Eigentlich ganz einfach. Links und rechts von der Treppe ist eine Wand und kein freistehendes Geländer. Manchmal ist es gemauert, gegossen und verputzt, manchmal mit Rigips, Holz, Fliesen, Naturstein usw. verkleidet. Die Variationen sind reichlich vorhanden.
Welches sind die Risikofaktoren aus dem Rohbeton?
Dass es mechanische Risiken gibt, ergibt sich u. a. aus dem „kriechen und schwinden“ der Unterkonstruktion. Dazu ein Beispiel: Eine Außentreppe wurde vor Ort gegossen mit zwei Seitenwänden auf Podesthöhe, ohne Fuge. Nach 3 Monaten wurde die Anlage mit 5 Stufen und einem Podest mit Anröchter Grünstein belegt. Nach einem Jahr wurde der Naturstein bemängelt (nicht die Verlegung durch die Fa. Schwarz und Nebenbei) , da er sich in der Mitte abgelöst und fast 3 mm „hochgebeult“ hatte. Andere Stufen waren gerissen und abgesackt. Durch die Betonschrumpfung und Zementfuge (keine Dehnfuge) kam Druck auf den Stein. Man ging von einer Verkleinerung von „lediglich 2 mm“ aus. Daraus resultierte der Totalschaden. Wäre eine Dehnfuge von 5 mm links und rechts vorhanden gewesen, wäre es aufgefangen worden (bei einer Stufenlänge von 180 cm) unabhängig von der zusätzlichen thermischen Dehnung.
Das gilt natürlich auch für Innenbereiche, bei ähnlichen Konstruktionsgefahren, wie Treppenläufe, die zwischen Anbau und Altbau errichtet wurden (die Setzungen des Anbaus hatte man nicht beachtet). Eingehängte Treppen (siehe auch Newsletter 2012 – 09) sollten zwar „frei“ von den Wänden sein, aber meist sind es die Wandsockel, die dann die Verbindung schaffen. Dabei kann der Putz von den Wänden gedrückt werden, aber auch die Stufen auf Biegung belastet werden bis zum Bruch.
Welche Rolle spielt das Anmachwasser?
Eine Treppe, die zwei Seitenwände hat, besitzt keine Möglichkeit seitlich abzutrocknen. Das bedeutet, dass der üblicherweise verwendete Dickbettmörtel nur sehr langsam abtrocknen kann. Sind dann die Fugen mit Silikon verschlossen, dann kann das Wasser entweder in den Rohbeton ziehen (eher unwahrscheinlich) oder durch den Stein ziehen und dann verdampfen. Im Außenbereich ist i. d. R. auch noch eine Abdichtung unter dem Mörtel.
Wovon hängt die Abtrocknungszeit noch ab?
Neben der Wassermenge (Mörteldicke, Konsistenz...) im Verlegesystem gilt auch, dass je dichter der Stein ist, desto langsamer geht dieser Prozess vor sich. Ist dann noch eine Imprägnierung aufgetragen worden, bevor alles trocken war, dann kann es durchaus fünf Jahre dauern bis alles trocken ist. Ein weiterer Zusatsfaktor bei Mehrfamilienhäusern ist, dass die Luftfeuchte relativ hoch in den Treppenhäusern ist, da sie i. d. R. weder gelüftet noch beheizt werden. Die gesättigte Luftfeuchtigkeit verhindert salopp gesagt die Abtrocknung zusätzlich.
Und bei Compac Quarzagglo und Neolith?
Da diese Materialien wasserundurchlässig sind, bleibt das Wasser ggf. bis zum Abriss der Innentreppe im Untergrund.
Was gibt es denn für Risiken beim Anmachwasser?
Wasser hat Mitnahmequalität und nimmt z. B. Kalkhydrat aus dem Mörtel mit. Daraus resultiert ein pH-Wert von ca. 13,2. Das hochalkalische Wasser kann dann Erzmineralien aus dem Verlegesand oder aus dem Stein anlösen und dann nach oben transportieren. Das Wasser verdampft, das Kalkhydrat reagiert mit dem CO2 der Luft zu Kalk und das Eisen liegt oberflächennah mit färbender Wirkung. Auch Abplatzungen sind dann möglich.
Neolith Keramik bleibt unberührt, da es ein totes Material ist. Da verändert sich nichts.
Bei Compac Quarzagglo kann im schlimmsten Fall eine Aufschüsselung durch die permanente Belastung durch die hohe Alkalität entstehen. Je nach Wassermenge ist sogar ein Abriß vom Mörtel möglich.
Was passiert mit der Kontaktschicht aus Dünnbettmörtel?
Das kommt darauf an. Grundsätzlich erreicht ein moderner kunststoffvergüteter Mörtel seine Endfestigkeit erst nach der Erstarrung und mindestens einmaliger Austrocknung. Billigstprodukte enthalten ggf. redispergierende Kunststoffanteile. Das bedeutet, dass die bei Markenprodukten pH-stabilen Kunststoffe hierbei kalt „verseifen“ und ihre Klebefähigkeit verlieren. Wenn man viel Pech hat, dann wird alles lose werden.
Wie ist das bei Reaktionsharzen?
Die uns bekannten Epoxydharzmörtel von Markenherstellern sind vom pH–Wert des Untergrunds problemlos auf einer Betontreppe einsetzbar, die eingespannt sind. Bei Polyurethanen sieht das schon anders aus. Die heutigen einkomponentigen PU–Mörtel (nicht mit PU–Schaum verwechseln) reagieren mit der Luftfeuchtigkeit. Ist der Untergrund dicht, ebenso das zu verlegende Material, wird die Endfestigkeit nicht erreicht, da auch seitlich keine Feuchte eindringen könnte, er bleibt nicht nur weich, sondern kann sogar „zerfallen“. Bei 2K-PU sind die heutigen Markenartikel für Naturstein i. d. R. pH–Wert beständig. Das gilt nicht unbedingt für Kleber, die für Dämmungen, Parkett, Linolelum, PVC oder andere elastische Bodenbeläge verwendet werden.
Kommt es dann z. B. bei unterklebter Trittschalldämmung mit dem „falschen“ PU zu einem dauerhaften Kontakt mit Mörtelwasser, kann im schlimmsten Fall der Kunststoff „auseinanderfallen“ und durch den Stein wandern. Das kann durchaus mehr als zwei Jahre dauern.
Kann eine Verlegevorimprägnierung bei zementären Systemen helfen?
Jein, eine permanente Hochalkalität kann auf Dauer auch eine Verlegevorimprägnierung zerstören. Im Außenbereich ist die Wirksamkeitsdauer eingeschränkt, wenn etwas permanent „hochalkalisch nass“ ist.
Kann der Handwerker das alles wissen?
Ja, aber besonders bei den Kunststoffen nur dann, wenn er ein ausgebildeter Chemiker im Nebenberuf ist, kann er das Risiko abschätzen, sonst nicht. Er ist auf die Produktfreigabe der Hersteller angewiesen, die er aber auch lesen muss. Allerdings ist uns bislang keine Beschreibung bekannt, die auf die Besonderheiten bei eingespannten Treppen Bezug nimmt. Sollte jemand eine Beschreibung dazu haben werden wir sie gerne hier vorstellen in einem späteren Newsletter.
Was sollte man beachten?
Bei eingespannten Treppen sollten man die Fugen wesentlich länger aufhalten als „normal“. Die Verwendung von „Billigklebern“ sollte man vermeiden und im Zweifelsfall beim Mörtelhersteller um eine Freigabe für diese spezielle Besonderheit zu bitten.