Fugmaterialien: Fehler bei Erstellung und Reinigung Teil 1
Viele Schwierigkeiten entstehen bei Fugen durch falsche Anwendung und Reinigung. Dadurch, dass der Magna Beratungsservice auch oft von Gebäudereinigern und Endkunden angesprochen wird, möchten wir das Thema Fugen mal etwas unter die Lupe nehmen.
Müssen Fugen sein?
Ja, denn Fugen sind die gewollten Schwachstellen eines Bodenbelags. Die Fugematerialien müssen u. a. Spannungen durch Temperatur auffangen, die Bauteile verbinden und „Hohlräume“ auffüllen. Je nach Material sind die Fugen unterschiedlich in chemischer und mechanischer Beständigkeit. Aber auch sie unterliegen einer Alterung, die sich unterschiedlich auswirkt. Offene Fugen lassen Schmutzflotten und Dreck teilweise seitlich in Naturstein einziehen. Kantenabbrüche sind ebenfalls bei hohen Lasten (Hubwagen) nicht selten. Starres Fugmaterial soll auch Kräfte durch dynamische Lasten aufnehmen.
1) Zementäre Fugen
Was ist in zementären Fugen drin?
Wie der Name schon sagt, ist Zement das Bindemittel, was alles zusammen hält. Die Liste der weiteren „Zutaten“ ist fast unerschöpflich. Farbpigmente, Kunststoffe (Polyacrylacetat), Kalksteinmehl, Methylcellulosederivat, Dolomitpulver, Stabilisierer usw. sind mögliche Zusatzstoffe, die alle ihre Eigenheiten haben. Grundsätzlich sind zementäre Fugen säureempfindlich.
Was wären typische Verarbeitungs- oder Planungsfehler?
Fugen sind nicht ausreichend gefüllt.
Die zementäre Fugmasse muß sämtliche Hohlräume zwischen den verlegten Platten aus mineralischen Bodenbelägen ausfüllen. Ist die Masse „zu fest“ können Hohlräume zurückbleiben. Das ist daran erkennbar, dass große Stücke einfach im Boden „verschwinden“. Das Schadensbild zeigt sich nicht sofort, sondern teilweise erst nach einem Jahr. Bei hoher dynamischer Last (Hubwagen, Aufsitzer–Automaten) teilweise sogar schneller. Eine Taschenlampe ist der einfachste Weg, das zu beweisen. Wenn man in die offene Stelle reinleuchtet, kann man fast immer die „glatte“ Fugenoberfläche in der Tiefe erkennen. Hier sollte der Gebäudereiniger umgehend seinen Auftraggeber informieren, damit dieser eine „Baumängelanzeige“ erstellen kann. Durch die offenen Stellen dringt meist auch Schmutzflotte in den Belag ein. Je nach Gestein können diese Randzonenverfärbungen nicht immer entfernt werden und müssen erneuert werden.
Flankenabrisse
Mit diesen Fachbegriff bezeichnet man Fugen, die sich vom Belagsmaterial gelöst haben. Dies kann mehrere Ursachen haben. Dazu gehören z.B. kleine Fugen, die die auftretenden Spannungen durch Temperatur (Fußbodenheizung, Sonneneinstrahlung an einer Glasfassade), Bewegungen des Untergrunds (Kriechen und Schwinden des Estrichs / Mörtelsystems) nicht auffangen können. Bei hochdichten Materialien, wie schwarze Basalte, Feinsteinzeug oder Quarz-Agglo ist ebenfalls wichtig, dass das Fugmaterial gut „haftet“. Dazu verwendet man in der Bauchemie Kunststoffzusätze. Fehlen diese, bzw. sind die Fugmassen falsch angerührt oder die Verarbeitungszeit überschritten, kommt es zu einem partiellen „Abriss“. Aber auch dynamische Lasten, die nicht an den Untergrund abgeleitet werden können, führen zu solchen Rißbildern. Die Ermittlung der Ursache gehört eigentlich in die Hände von Bauchemikern, bzw. Bauphysikern. Da sollte man bei der Gutachterauswahl drauf achten. Flankenabrisse kommen nicht plötzlich, sondern eher schleichend. Erkennbar für den Gebäudereiniger sind kleine Verfärbungen an den Plattenkanten, die sich langsam stärker ausbreiten.
Auch hier ist der Auftraggeber rechtzeitig zu informieren. In Außenbereichen sind diese Abrisse nie zu vermeiden. Die Temperaturschwankungen (-20 / +70°) Oberflächentemperatur und unterschiedliche Materialausdehnungen lassen jedes Fugmaterial in die Knie gehen.
Farbunterschiede
Zementäre Fugmassen sind heute oft mit Farbpigmenten ausgerüstet, die, je nach Verarbeitung, nicht immer gleichmäßig verteilt sind. Besonders nach einer Zementschleierentfernung ist das zu beobachten. Meistens wird durch die Unterhaltsreinigung eine Homogenisierung erreicht. Zementgrau ist aus unserer Erfahrung die problemloseste Fuge. Je dunkler, desto anfälliger ist die Regel. Kommen dann noch Bestandteile (hochtransportiertes Kalhhydrat) aus dem Verlegemörtel nach oben, werden die Fugen ungleichmäßig hell.
Mangelhafte Festigkeit
Wenn sich die Fugen langsam „verkrümeln“, ist das auf mehrere Ursachen zurückzuführen. Falsches „Anmachen“ der Fugmasse (zuviel Wasser), Überschreiten der Verarbeitungszeit, Fugmaterial hat „im Sack“ Frost abbekommen, bzw. die Temperatur während der Einbauphase war zu niedrig, sind die häufigsten Auslöser. Aber auch falsche saure Zementschleierentfernung gehört dazu, insbesondere dann, wenn die Fugen nicht entsprechend vorgewässert wurden. Kann man mit einem Schlüssel mühelos die Fugmasse auskratzen
sollte man seinen Auftraggeber informieren.
Was wären typische Reinigungsfehler?
Zu frühe Zementschleierentfernung
Wer kennt es nicht, der Bau muß fertig werden. Alle drängen auf den Übergabetermin. Die Zementschleierentfernung und die Bauabschlußreinigung gehören zu den letzten Aktivitäten. Fugmaterialien müssen aber erst aushärten, bevor sie ihre volle Belastbarkeit erreichen. Dazu gehört die Trocknungszteit der „Gesamtkonstruktion“. Diese kann zwischen zwei Tagen und acht Wochen liegen, je nachdem wie der Aufbau ist. Erfolgt die Reinigung zu früh, dann sind „schwache“ oder vertiefte Fugen zu erwarten. Die volle Festigkeit
wird erst nach Erhärtung und vollständiger Trocknung des gesamten Verlegesystems erreicht. Restfeuchte aus dem Mörtel kann besonders bei „dichten“ Materialien diesen Zeitpunkt extrem verlängern.
Zu viel, zu oft und zu sauer
Jede saure Reinigung belastet zementäre Fugen. Die Festigkeit wird herabgesetzt und sie lösen sich auf. Auszug aus dem Merkblatt 1.10 des ZDNW: zum Thema Hartgesteine “Vor dem Auftrag ist der Bodenbelag mit Wasserbasis zur Sättigung vorzuwässern. Überschüssiges Wasser ist mit einem Gummiabzieher bzw. einem Wassersauger zu entfernen. Danach kann die Reinigungsflotte z. B. mit einer Gießkanne auf den Boden gegeben werden. Mit einer weichen Bürste oder einer Einscheibenmaschine mit Shampoonierbürste ist mechanisch zu unterstützen. Nach dem Ende der Einwirkzeit (Herstellerangabe) nochmals bürsten. Die Reinigungsflotte darf nicht antrocknen. Danach ist die Schmutzflotte aufzunehmen und mindestens zwei Mal mitklarem Wasser nachzuspülen.“ In Bereichen, wo generell regelmäßig „sauer“ gereinigt werden muss, wie in öffentlichen Wellnessbereichen, sollte man besser auf zementäre Fugen verzichten.
Im Privatbereich sind es oft Mittelchen, die bei Fachleuten auch scherzhaft „Fugentod“ genannt werden. Sprühflaschen mit diversen Säuren, die am „Besten“ noch lange einwirken können für eine gründliche Zerstörung der Fugen.
Zu alkalisch
Der pH–Wert sollte bei der Unterhaltsreinigung 10,5 (Universalgrundreiniger) nicht überschreiten. Höhere pH–Werte können auf Dauer die Fugen ebenso in ihrer Festigkeit beeinträchtigen wie saure Mittel. Besonders Industriereiniger auf Basis von Kalilauge zerstören langfristig auch den Belag.
Mechanik
Walzenbürsten haben durch das Funktionsprinzip „Inkompressibilität von Flüssigkeiten“ ein ganz anderes Wirkprinzip als Tellerbürsten. Die dauerhafte Verwendung kann durchaus zum „Ausbürsten“ selbst der besten Fugen führen. Die ausschließliche Verwendung bei Zwischen- und Grundreinigungen ist daher problemloser anzusehen. Sollte aufgrund der Belagsoberfläche eine dauerhafte Nutzung von Walzenbürsten notwendig sein, sollte der Auftraggeber auf die möglichen Folgen für die Fugen aufmerksam gemacht werden.
Fazit:
Die ideale zementäre Fuge wäre „Farbe nach RAL-Tabelle“, elastisch wie Gummi, hart wie Stahl, mit dem gleichen Glanzgrad wie der Belag, verteilt sich von selber, wenn man den Sack auf den Boden stellt und ist selbstreinigend. Das gibt es nicht.