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Fugmaterialien: Fehler bei Erstellung und Reinigung Teil 2

Elastische Fugen sind oft ein Streitpunkt zwischen Designern und Technikern. Die Notwendigkeit als Puffer für Bewegungen im Belagssystem wird als notwendiges Übel angesehen.

Was ist bei der Planung wichtig?
Die Planung von Dehnfugen ist keine triviale Angelegenheit. Ob als reine Belagstrennung oder bis runter auf die Dämmung ist es immer eine Herausforderung. Die Art und Lage einer Dehnfuge gehört in den Aufgabenbereich eines Fachplaners. Mitten durch die Dusche laufende Silikonfugen sind nicht Stand der Technik, direkt am Rand (zur Wand hin) schon.
Dazu ein Beispiel wie ein typisches Rissbild aussehen kann.

Elastisch, dauerelastisch oder plastische Verformung?
Das Wort „dauerelastisch“ wird zwar oft für Silikonfugen genommen, ist aber falsch, da auch Silikone ihre Elastizität im Laufe der Zeit verlieren. Deshalb spricht man von elastischen Fugmaterialien. Acryldichtstoffe sind im Gegensatz zum Silikon nur plasto-elastisch. Die Elastizität ist geringer als beim Silikon. Bei Überlast kann eine bleibende Verformung entstehen, wie bei einer Knetmasse.
In dem Merkblatt „Abdichtung von Bodenfugen mit elastischen Dichtstoffen“, herausgegeben vom Industrieverband Dichtstoff (www.ivd.de) sind die Mindestfugbreiten in Abhängigkeit von der Temperaturdifferenz und dem Fugenabstand festgelegt. Ein Beispiel: Fugenabstand 6 m, Temperaturschwankungen 40°, ZGV 20%
ergibt sich eine Mindestbreite von 14 mm. In Außenbereichen mit einer Differenz von 80° sind es 25 mm.

Was sind typische Verarbeitungsprobleme?
Verfärbungen im Randzonenbereich.
Wer kennt sie nicht, die Verfärbungen in Natursteinböden oder anderen Bauteilen, die direkt an der Silikonfuge liegen und i. d. R. „fettig“ aussehen.
1) Das Silikon ist für Naturstein nicht geeignet. Ungeeignete Silikone enthalten oft Weichmacher, die in den Naturstein einwandern können. Diese Flecken können oft mit Ölentfernerpaste (z. B. Möller Chemie R152 oder Lithofin Oil-Ex) reduziert werden. Bei Fenstersilikon sind diese Zusätze notwendig, um die Elastizität zu erhöhen.
2) Es wurde Spülmittel zum Glätten der Oberfläche benutzt. Ein Tropfen auf 10 l Wasser reicht völlig aus. Meistens wird Spülmittel aber „pur“ verwendet. Dann wandern die darin enthaltenen reinigungsaktiven Stoffe (Tenside) in den Stein ein und führen zu einer „fettig“ aussehenden Verfärbung. Unterstützt wird es zusätzlich durch die Verdickungsmittel, i. d. R. Kochsalz oder Glaubersalz, die „Wasser“ magisch anziehen
und bei Feuchtigkeit Flecken, wie aus dem „Nichts“ auftauchen lassen. Bei unimprägnierten Flächen hilft es oft, wenn man einen nassen Lappen mehrere Tage auf der Stelle liegen läßt. Dann können sich die Tenside und das Salz im Stein „verteilen“ und fallen nicht mehr auf.
3) Auf unpolierten Flächen entsteht durch die Glättung der Fugen öfter auch eine dünne Silikonschicht, die einen Nasseffekt erzeugt. Das kann man nur mechanisch entfernen, z. B. dickere Kleckse mit einem Ceranfeldhobel. Manchmal funktioniert auch die Kombination aus Aceton und Ceranfeldscheuermilch / Putzstein.

Was sind die Hauptbeanstandungen der Kunden?
Schimmelfrei
Sanitärsilikon oder die Ottoseal–Produkte für Naturstein sind i. d. R. fungizid ausgerüstet. Das bedeutet, dass durch die Zutaten eine mikrobiologische Besiedlung reduziert wird. Mit der Zeit wird der Effekt geringer, da sich die enthaltene Chemikalie „verbraucht“. Je nach Umgebungsbedingungen (Reinigungsmittel, Feuchtigkeit, angrenzende Baustoffe usw.) kann der Verlust der fungiziden Wirkung beschleunigt werden. Das bedeutet, das Schimmelwachstum wird nur verzögert, aber in einem Nassbereich nicht dauerhaft verhindert durch diese Produktgruppe. Eine gründlichere Entfernung von Schwarzschimmel bedeutet meistens, dass die Silikonfuge komplett erneuert werden muß. Mit Bleichmitteln können nur die „sichtbaren Knospen“ kalt verbrannt werden (freie Radikale), aber der Schimmel bleibt drin. Bei einer Erneuerung wäre es sinnvoll. die „Rückseite“ mit einem Desinfektionsmittel anzustreichen (z. B. Glukoprotamin), da die meisten Sporen in dem „Hohlraum“ hinter der Fuge sitzen.

Abgerissene Fugenflanken in den Raumecken
Das entsteht meistens durch Verzerrungen von zementären Estrichen auf Dämmung oder Trennlagen im Laufe der ersten fünf Jahre. Silikonfugen an dieser Stelle sind i. d. R. Wartungsfugen. Die Bewegungen von Dämmung und Estrich kann der Verleger weder abschätzen, noch verhindern. Eine ordentliche Dokumentation der CM–Messung ist die einzige Methode, die dem Handwerker zur Verfügung steht.
Wichtig für den Gebäudereinger ist die Tatsache, dass Wasser mit Schmutz und Reinigungsmittel durch die Lücken in den Untergrund eindringen kann. Die daraus nachfolgenden Verfärbungen sind kaum entfernbar. Auch Schimmel kann sich dann unter dem Belag „bilden“. Hat der Dienstleister keine entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen (Abkleben) und Bedenken angemeldet, bleibt er ggf. auf dem Schaden sitzen. Die eigentliche Ursache liegt aber in der Konstruktion und der mangelnden Wartung.

Kann man die Alterung „ungewollt“ beschleunigen?
Sicher kann man durch permanente Nutzung von Lösemitteln oder Industriereinigern (pH > 10,5) die Lebensdauer des Silikons verkleinern, aber auch wenn man nur mit Wasser „putzt“, (Mit Wasser allein kann man nicht reinigen) altert das Material durch mechanische und chemische Belastungen. Insbesondere bei Dieselöl und Benzin ist Vorsicht geboten.

Was mache ich bei großen Flächen, wenn Silikon verschmiert wurde?
In einem Möbelhaus wurde ein Granitfußboden verlegt und über Nacht wurden die Silikonfugen geschlossen. Der Bauleiter hatte eine normale Unterhaltsreinigung gefordert, aber das Silikon vergessen. Prompt wurde mit dem Automaten und der Bürste das noch weiche Fugmaterial auf 3000 m² verteilt. Durch die Flotte war das erst einmal nicht sichtbar. Erst als es trocken war, sah man die Bescherung. Mit einem handelsüblichen Mittel war eine Entfernung nicht mehr möglich. Ein Düsseldorfer Hersteller hat dafür extra eine „Labormischung“ zusammengestellt, mit der der Granitboden wieder vom Sillikonschmier befreit werden konnte.
Deshalb der Tipp: Bei Neubauten erst einmal mit dem Finger die Silikonfugen prüfen. Klebt es noch, bzw. ist der Fingerabdruck sichtbar muß noch gewartet werden.

Was ist in einem Schwimmbad oder Hygienebereich zu beachten?
Punktuelle Belastungen durch Hochdruckreiniger verträgt Silikon nicht und führt trotz Vorbehandlung mit Haftverstärker (Primer) zur Zerstörung der Funktion. Das ist kein Mangel der Verlegung.

 

BGH-Urteil zu schadhaften Fugen... download