

Rissbildung in Küchenarbeitsplatten durch den kalten Herbst?
Momentan kommen vermehrt Anrufe von Kunden und auch Endkunden beim MAGNA Beratungsservice an, die sich über Risse in KAP informieren möchten. Die plötzliche Häufigkeit dieser Anfragen hat uns gezeigt, dass wir diesem Thema unbedingt nachgehen müssen.
Welche Materialien sind betroffen?
Alle, Natursteine, NEOLITH® und COMPAC®. Die Oberflächen waren genauso variabel. Von „poliert“ bis „riverwashed“ war alles dabei.
Was waren die Gemeinsamkeiten?
Das war erst durch mehrfache Nachfragen zu klären. Es waren entweder Neubauten, die in diesem Jahr bezogen wurden oder sanierte Altbauten, die dieses Jahr einen Estrich mit Fußbodenheizung (FBH) bekommen hatten. Bei Naturstein waren oft „schwarze Gesteine“ oder hochdichte Materialien, wie Labrador betroffen.
Welche Ursachen kommen da in Betracht?
Des Rätsels Lösung ist der kalte Herbst. Die FBH wurde zum ersten mal im Dauerbetrieb eingeschaltet. Dementsprechend kam Wärmeenergie in die Unterkonstruktion der Fußböden.
Wie bewegt sich der Estrich?
Im Grunde genommen in alle Richtungen. Zuerst einmal die Ausdehnung. Leider geht das nicht immer gleichmäßig. Dadurch entstehen auch unterschiedliche „Setzungen“ der Dämmung. Wenn das „Kriechen und Schwinden“ noch zu groß vor der Bodenbelegung war, dann „beult“ oder „schüsselt“ der Estrich. Kommt da noch eine nicht ordnungsgemäße Fuge an der Wand hinzu, werden die Verschiebungen noch größer.
Welche Faktoren sind zusätzlich möglich?
Durch die große Feuchtigkeit können auch die Möbel und ggf. die unter der KAP gelegten Abdeckplatten aus Holzwerkstoffen stark verformen. Die Differenz zwischen KAP und einem Holzwerkstoff kann durchaus 2 mm / m sein, wenn die Luftfeuchtigkeit zwischen 20 % und 80 % schwankt. Das betrifft natürlich auch die Möbel an sich.
Wenn man die Heizung anschaltet, wird auch Wasser (Ausgleichsfeuchte im Estrich) an die Umgebung abgegeben. Das fördert durch die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit die Verformung der Holzwerkstoffe.
Wie stark können die Verformungen sein?
Bei einem Ortstermin war eine Absenkung / Verformung von mehr als 8 mm auf zwei Meter sichtbar.
Was und wie kann man das prüfen?
Zur Kontrolle legt man dann ein Richtscheid von 2 m Länge über die Platte um oberflächliche Auswirkungen zu sehen. Besser wäre es, wenn man ein Aluminiumvierkantrohr auf die KAP legt und es leicht nach vorne kippt. Ist der dann sichtbare Spalt an der Unterseite ungleichmäßig, dann hat eine Verformung stattgefunden. Dann empfiehlt es sich, die untere Blende entfernen zu lassen und zu prüfen, ob alle Füße des Möbels auf dem Boden aufliegen. Das ist eigentlich ganz einfach. Man versucht, ein Blatt Papier unter jeden Fuß zu schieben. Damit braucht der Schraubfuß nicht angefasst werden. Sind Füße „lose“, wird die Gewichtskraft nicht gleichmäßig nach unten abgeleitet. Ebenso ist der Bodenbelag mit der Richtlatte (gekippt) zu prüfen.
Wie kann man das noch „verschlimmern“?
Da sind die üblichen Fehlerquellen bei der Montage zu nennen. Dreiflankenhaftung bei der Silikonfuge, so dass die KAP sozusagen an der Wand klebt. Leisten an der Wand als Auflagehilfe, besonders bei Eckschränken ist oft zu finden. Dadurch, dass der Boden sich senkt, die Wand aber nicht, wird die auftretende Spannung größer.
Was sagt das Merkblatt Küche?
Das BIV Merkblatt Küche ist da eindeutig. Zitat: „Voraussetzung ist die dauerhaft spannungsfreie sowie sach- und fachgerechte Montage der Küchenmöbel, die zur Aufnahme einer Küchenarbeitsplatte geeignet sein müssen. Eine verformungsfreie, tragfähige, feuchtebeständige Unterkonstruktion muss bauseitig vorhanden sein. Absenkungen und Verformungen von tragenden Schrankteilen und Estrichen liegen nicht im Verantwortungsbereich des Steinmetzen.
Es müssen ausreichend höhengleiche, tragfähige Auflageflächen vorhanden sein. Dünne Rückwände, z. B. flexible Hartfaserplatten oder Metallkonstruktionen von Drehkörben, sind nicht ausreichend tragfähig.“
Was sollte man dem Endkunden ggf. bei der Montage empfehlen?
Wir empfehlen grundsätzlich, den Kunden darauf hinzuweisen, dass dies auftreten kann. Im ersten Jahr sollten die Füße der Möbel regelmäßig überprüft werden. Es empfiehlt sich die untere Blende zu entfernen und zu prüfen, ob alle Füße des Möbels auf dem Boden aufliegen. Das ist eigentlich ganz einfach. Man versucht ein Blatt Papier unter jeden Fuß zu schieben. Damit braucht der Schraubfuß nicht angefasst werden. Sind Füße „lose“, wird die Gewichtskraft nicht gleichmäßig nach unten abgeleitet und die Platte steht unter Spannung.
Welche Risiken kann man bei der Konstruktion ausschalten?
Das ist nicht so ganz einfach zu beantworten. Bei Untergründen aus Holzwerkstoffen sollte eine „zu feste“ Verklebung unterlassen werden. Auch durchgehende Leisten, die nicht aus dem Material der APL hergestellt wurden, sollten „unterbrochen“ sein oder elastisch genug, wie unser Spezialschaumstoff.
Welchen Einfluß hat Materialstärke und Materialauswahl?
Ganz klar, eine KAP aus 4 cm Bianco Sardo, Serizzo oder Azul Nocce wird mehr aushalten als 20 mm oder weniger Materialstärke.
Wer ist verantwortlich und trägt die Kosten?
Wir verweisen da auch nochmals auf das BIV Merkblatt: „Absenkungen und Verformungen von tragenden
Schrankteilen und Estrichen liegen nicht im Verantwortungsbereich des Steinmetzen.“