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Schaum und unangenehmer Geruch aus Fugen in Außenbereichen

Mehr als einmal sind wir gefragt worden, warum aus den Fugen stechende Dämpfe und schlechte Gerüche kommen. Wir sind der Sache nachgegangen.

Was waren die Meldungen der Kunden?
Endkunden hatten sich bei den Verlegern beschwert, dass die Fugen in Außenbereichen nach Essig stanken. Meistens trat auch noch „Schaum“ aus.

Was waren die Gemeinsamkeiten?
Es waren ausnahmslos dichte Materialien und meistens auch sehr dichte Fugmaterialien. Die Palette reichte von Nero Assoluto, Labrador, Balmoral, bis zu Emperor®. Eine weitere Gemeinsamkeit war die Verlegung auf einer Betonplatte / Gefällestrich mit Abdichtung. Seltener auf einem Drainmörtel. Als Kleber wurde ein Flexkleber C2 benutzt. Alle waren für Außenbereiche freigegeben worden.

Was macht der C2-Kleber „Flex“?
Moderne Kleber sind nicht mehr mit einem Gemisch aus Sand, Zement und ggf. einem Zusatzmittel vergleichbar. Es sind hochkomplexe Chemikalienmixturen, die viele Inhaltsstoffe haben. Neben Portlandzement sind bis zu 50 % andere Zusatzstoffe, zu denen natürlich auch der Sand gehört, enthalten. Dazu gehört bei C2-Flexkleber auch ein erhöhter Anteil an Dispersionspulvern.

Was macht der Kunststoff (Dispersionspulver) im Kleber?
Die Kunststoffe haben mehrere Aufgaben. Sie sorgen für eine Veringerung der Spannungen durch die hohen Zementgehalte und gleichzeitig dienen sie durch ihre fllmbildenen Eigenschaften dazu, dass die Anhaftung an den dichten Naturstein- und Keramikrückseiten verbessert wird.

Was ist die wahrscheinlichste Ursache für den Geruch?
Zement und Sand werden nicht stinken. Deshalb ist die wahrscheinlichste Ursache, dass der Kunststoff die Ursache ist.

Welche Rolle spielt der Einsatzbereich?
Es waren hautsächlich Außenbereiche. Eine einzelne Ausnahme war eine Innentreppe, die zwischen zwei Wänden eingespannt war und „frisch in frisch“ mit Assoluto belegt wurde.

Welche Rolle spielt der pH-Wert?
Mörtelwasser ist i. d. R. hochalkalisch (pH >13). Das mögen organische Stoffe nicht besonders gerne. Bei einer Konstruktion, die auch recht schnell trocken ist, z. B. Bodenbelag im Innenbereich, reicht die vorhandene Stabilität der Kunststoffe aus. In Bereichen, wo lange Zeit Wasser mit einem hohen pH-Wert wirken kann, sieht das anders aus. Die Verseifung kann dann, je nach Art des Kunststoffes schneller oder langsamer einsetzen. Weiterhin benötigt man eine hohe Temperatur, die die chemische Reaktion fördert. Aus diesem Grund sind Balkone und Terrassen, insbesondere mit Großformaten im Sommer, davon betroffen, da Temperaturen von 60° sehr häufig auftreten können.

Was ist Verseifung?
Ursprünglich nannte man dies die chemische Reaktion, die man bei der Seifenherstellung aus Ölen und Fetten mit Natronlauge (Kernseife) oder mit Kalilauge (Schmierseife) beobachten kann. Salopp ist es eine Reaktion zwischen einer Alkalie und einem organischen Stoff. Im Falle der Kleber wäre der organische Stoff (Kunststoff) und die Alkalie (Mörtelwasser). Natürlich resultiert hieraus keine Seife, sondern Polyvinylacetat als Abbauprodukt der Kunststoffe. Hierdurch erhält man auch den typischen Geruch nach Essigsäure.

Es passiert aber nur selten, warum?
Das hat drei Hauptgründe
a) Der verwendete Kunststoff und die eingesetzten Hilfsstoffe
Je nach Produktzusammensetzung gibt es sehr unterschiedliche Resistenzen, bzw. Haltbarkeiten. Es gibt polymere Kunststoffe, die deutlich resistenter gegen Alkalität sind als andere. Meist sind diese teurer, aber eben auch stabiler.

b) Der Einsatzort
Im weitgehend trockenen Bereich haben wir keine Meldungen dazu gehabt. In Verlegorten, wo der Mörtel nicht richtig austrocknen kann (eingespannte Treppe mit dichtem Material) oder in Außenbereichen, wo immer Wasser in den Verlegemörtel / Untergrund eindringen kann und zementäre Bestandteile „nach oben“ transportiert werden können. Auch doppelte Abdichtungen sind ein Problem. Dazu ein Beispiel: Gefällestrich mit Abdichtung, darauf der Kleber, Belag:
Feinsteinzeug, eine relativ wasserdichte Fuge, die kurz nach der Velegung eingebracht wurde. Das restliche Anmachwasser kann nicht entweichen und der Mörtel kann nicht richtig austrocknen. Das alkalische Wasser ist sozusagen eingesperrt. Es muß aber ein Transport an die Oberfläche erfolgen, also ist die Fuge meist nicht so dicht wie man vermutet. Weiterhin muss ja auch ein Dampfdruck vorhanden sein, da die meisten Ausscheidungen ja schäumen. Hauptproblem ist auch die Menge an Fliesenkleber; beim Buttering-Floating hat man im Außenbereich schnell mal 6 kg/m².

c) Das Belagsmaterial
Ein Padang Hell dampft das Wasser relativ schnell ab, da dieser Stein eine recht hohe Porosität hat. Das trifft auch auf viele graue Granite zu. Dadurch wird erreicht, dass der Mörtel seine Endfestigkeit erhält (nach einmaliger Austrocknung). Je dichter ein Material ist, desto länger dauert es, bis das Restwasser durch den Stein oder die Fugen entweichen kann.

Gab es bei den Fällen auch Unterschiede durch die Hersteller?
Ja, aber da dies nicht wissenschaftlich belegbar war, werden wir keine Firmen nennen. Da die beständigeren Kunststoffe auch i. d. R. einen höheren Preis haben, hängt es ggf. damit zusammen.

Was sollte man den Kleberhersteller vorab fragen?
Zuerst benötigt er vollständige Informationen. Also nicht „Ich möchte Keramik außen verlegen“, sondern den gesamten Konstruktionsaufbau und den Einbauort. Dann kann er entscheiden, welches Produkt er freigibt.
Aber Achtung: Dazu gehört auch das Fugmaterial und natürlich die korrekte Anwendung. Leider ist bei den momentanen Temperaturen immer noch zu sehen, dass mehr Wasser in den Mörtel „reinigekippt“ wird, damit er nicht so schnell „anzieht“. Das ist leider 100% verkehrt und begünstigt den Schaden.

Welchen Sachverständigen kann man empfehlen bei dieser Problematik?
Das ist äußerst schwierig zu beantworten. Ein SV aus dem Bereich Bauschemie mit hohem Wissen aus der Chemie wäre nötig. Da wir für SV keine Werbung machen dürfen, kann man den MAGNA Beratungsservice in einer privaten Mail anfragen. Wir können Ihnen da einige Wenige nennen.

Wo kann man ggf. mehr zum Thema nachlesen?
https://www.zkg.de/de/artikel/zkg_2012-09_Dispersionspulver_in_zementaeren_Systemen_1480616.html